Weit mehr als Gurken und Gefängnis: eine Reise in die Unter- und Oberlausitz. (Sommerstudienfahrt)

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Die Sommerstudienfahrt des Förderkreises Historische Museen Paderborn-Schloß Neuhaus und des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn führt vom 28.8 bis 1.9.2024 zu Zielen in Brandenburg und Sachsen. Ausgangspunkt für die verschiedenen Exkursionen ist die Stadt Bautzen. Die Gruppe wohnt im Traditionshotel Goldener Adler in Bautzen. Die Reiseleitung haben Marianne Moser und Walter Mayer.

Das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig ist diesmal Etappenziel auf der Hinfahrt. Zur Ergänzung wird auch der Steinbruch besucht, mit dessen Material das Monument verkleidet wurde. 1813 erreichten schwedische, preußische, russische und österreichische Truppen im Rahmen der Befreiungskriege einen entscheidenden Sieg gegen Napoleon. 1913 wurde zum Gedenken daran das mit 91 m höchste europäische Denkmal am Rande der Stadt Leipzig errichtet. Die Entwürfe stammen von Bruno Schmitz, der auch das vor zwei Jahren besuchte Kyffhäuser-Denkmal konzipierte. Sachsen, das auf der Seite Napoleons kämpfte, hatte sich lange gegen das Denkmal gesträubt. Während es in der NS-Zeit zu Propaganda -Zwecken genutzt wurde, sollte das Monument in der DDR zunächst entfernt werden, bis man es zum Zeichen der deutsch-russischen Freundschaft uminterpretierte.

Die Stadt Bautzen im Osten von Sachsen ist vor allem wegen seiner Haftanstalt bekannt. 1904 nach modernen, weil menschenwürdigen Grundsätzen gegründetes Gefängnis des Königreichs Sachsen, durchlief es eine wechselvolle Geschichte, bei der der ursprüngliche Reformgedanke ins Gegenteil verkehrt wurde. Im Ersten Weltkrieg sperrte man
Kriegsgefangene dort ein, in den 30er und 40er Jahren inhaftierten die Nationalsozialisten politische Gegner und Anhänger religiöser Gruppen. Ab 1945 errichtete die sowjetische Militäradministration ein „Speziallager“ zunächst für Kriegsverbrecher, später jedoch für Gegner des Stalinismus. 1950 übernahm die DDR die Haftanstalt und schloss dort unter teils
unmenschlichen Bedingungen politische Gegner und Republikflüchtlinge weg. Der Name „gelbes Elend “, aufgrund der hellen Klinkerfassade, wurde in dieser Zeit geprägt.
Bautzen ist aber weit mehr als das berüchtigte Gefängnis. Die Kreisstadt in der Oberlausitz, an der Spree gelegen, wurde 1002 bei Thietmar von Merseburg ersterwähnt. Heute zeig t die Altstadt einen geschlossenen Bestand an historischer Bausubstanz. Sehenswert sind u.a. der Petridom aus dem 13. Jahrhundert, seit 1524 eine Simultankirche, die Ortenburg und die Alte Wasserkunst.

Im Freilandmuseum Lehde kann man ins Leben im Spreewald eintauchen. Die einzigartige Auenlandschaft mit einem Gewässernetz von 1600 km lässt sich zum Teil heute noch nur durch hunderte Fließe und Kanäle der aufgefächerten Spree erreichen. Eine außergewöhnlich reiche Tier- und Pflanzenwelt findet hier ihren Lebensraum. Gebildet hat sich die Landschaft in der letzten Eiszeit, besiedelt ist sie nachweislich seit dem Mesolithikum, bekannt ist die „Lausitzer Kultur “ als Begriff, den Virchow für bronzezeitliche Funde prägte. Seit dem 2. Jahrhundert trat ein ständiger Wechsel zwischen germanischer und slawischer Bevölkerung ein. Deutsche und polnische Machthaber stritten sich um das Territorium. Gezielt angesiedelte Handwerker aus Thüringen, Franken und dem Rheinland, sowie Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden und Frankreich prägten eine besondere Kulturlandschaft
mit. Heugewinnung und Tuchherstellung waren Einnahmequellen, die aber wie das gesamte Leben im Spreewald stark von Hochwasserereignissen abhängig waren. Seit 1973 eine große Umflut fertig gestellt wurde, ist diese Gefahr weitgehend gebannt. Seit 1989 sind die Lausitzer Sorben als nationale Minderheit anerkannt. Heute lebt die Region hauptsächlich vom Tourismus.

Das monasterium nova cella, Kloster Neuzelle, wurde 1264 vom Wettiner Markgrafen Heinrich dem  Erlauchten gegründet, um seinen Besitz im sorbischen Siedlungsgebiet zu christianisieren. Im Mutterkloster (Alt)cella befand sich die Erbbegräbnisstätte der Wettiner. Als Standort für die Bauten in Backsteingotik wählte Heinrich einen Felssporn über der Oderniederung. Die Hussitenkriege wurden 1429 Kloster und Mönchen zum Verhängnis aber in der Reformation gelang es dem Zisterzienserorden, inmitten eines protestantisch
gewordenen Umfelds an seinem Glauben festzuhalten. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Klosteranlage erneut schwer beschädigt. Abt Bernardus ließ sie ab 1655 im Stil des süddeutschen Barocks wiederaufbauen, und so wirkt das Ensemble bis heute. Eine wechselvolle Entwicklung folgte. 1817 wurde das Kloster säkularisiert, 1934 beherbergten die Gebäude
eine nationalsozialistische Eliteschule, zu DDR Zeiten Priesterseminare. 2018 schließlich wagten acht Mönche der Zisterzienser-Abtei Stift Heiligenkreuz in Österreich eine Wiederbesiedelung. Orgel und Ausstattung stammen überwiegend aus dem 18. Jahrhundert, der Barockgarten wurde 2022 wiederhergestellt, für 2026 sind Neubauten geplant

Die Lausitzer Neiße trennt die Städte Görlitz und Zgorzelec. Aufgrund seiner Lage weit im Osten war Görlitz nicht nur zwischen sächsischen und böhmischen Machthabern durch die Jahrhunderte ein Zankapfel. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Stadt allerdings relativ verschont, und so kann ein bedeutender Baubestand in der Altstadt aus der Gotik bis zum Barock, umgeben von Gründerzeithäusern außerhalb, bewundert werden. Auch die Synagoge von 1909 überstand das Dritte Reich und zeugt von der Einwohnerschaft jüdischen Glaubens, die sich in Görlitz ab dem 14. Jahrhundert vermehrt angesiedelt hatte. Seit 1991 ist die Stadt Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Historische Städte, der z.B. auch die Städte Bamberg und Regensburg angehören.

Auf der Rückfahrt nach Paderborn machen wir in  Eisleben Station und besuchen zwei Museen. Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Sein Geburtshaus diente bereits im 17. Jahrhundert als eine Art museale Pilgerstätte. Seit dem 18. Jahrhundert wird in seinem Sterbehaus an Luthers Tod in Eisleben am 18. Februar 1546
erinnert.

Informationen 

Vorläufiger Ablaufplan der Reise:

Mittwoch, 28.August 2024
7.30 Uhr Abfahrt vom Parkplatz Mersinweg
Führung am Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig
Verpflegung am Bus

Besuch des zugehörigen ehemaligen Steinbruchs in Beucha
Halt im Café/Eisdiele in Brandis
Ankunft im Hotel Goldener Adler in Bautzen
Gemeinsames Abendessen in Bautzen
Abendführung durch die Altstadt

Donnerstag, 29. August 2024
Tour in den Spreewald mit Kahnfahrt,
Freilandmuseum Lehde und Mittagessen
Führung in der Slawenburg Raddusch

Rückfahrt über Cottbus mit Führung im Fürst-Pückler-
Park Branitz
Abendessen in Bautzen in Eigenregie

Freitag, 30. August 2024
Fahrt nach Neuzelle mit Klosterführung und
Mittagessen
Rückfahrt mit Besichtigung der Teufels- oder
Rakotzbrücke bei Kromlau
Überblicksführung in der Gedenkstätte Bautzen
Abendessen in Eigenregie

Samstag, 31 August 2024
Fahrt nach Görlitz mit geführter Bus-Stadtrundfahrt in
Görlitz und Zgorzeleç
Individuelle Freizeitgestaltung in der Görlitzer Altstadt
Führung in der Synagoge
Abendessen in Bautzen in Eigenregie

Sonntag, 1. September 2024
Rückfahrt nach Paderborn über Eisleben
Führung in Geburts- und Sterbehaus Luthers
Gemeinsames Mittagessen
Weiterfahrt mit Kaffeepause auf Burg Scharfenstein
im Eichsfeld
Ankunft in Paderborn ca. 19.00 Uhr

Abweichungen vom vorgestellten Reiseplan bleiben vorbehalten!

Sonnenschutz und Mückenspray werden empfohlen. Im Reisepreis enthalten sind alle Eintritte, die Busfahrt und Hotelkosten mit Frühstück einschließlich eines Abendessen sowie zweimal Kaffeetrinken und Trinkgelder.

Wir weisen Sie darauf hin, dass die Anmeldungen in jedem Fall verbindlich sind, und empfehlen dringend eine private Reiserücktrittsversicherung!

Übernachtung im Einzelzimmer: 790 € / Übernachtung im Doppelzimmer (Preis pro Person): 670 € (Achtung: Keine Staffelung in diesem Jahr!)

Anmeldungen nur schriftlich beim Altertumsverein, Pontanusstr. 55 (Stadt – und Kreisarchiv), 33102 Paderborn, bis Montag, 15. April 2024

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