Arnold Schwede

Münzen und Medaillen

Zur 175jährigen Münzgeschichte im Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn 1999

Überblick

Zielgerichtet wurde die Münz- und Medaillensammlung des Vereins als Verpflichtung zur Erfüllung eines Teiles seiner Aufgaben aufgebaut. Zum Jubiläum 1999 wurde der jetzige Umfang der Sammlung erfaßt und dokumentiert.

Den Aufzeichnungen zu den einzelnen Münzen wurde ein Abriß über die Münzgeschichte und der Aufbau der Münzsammlung des Vereins vorangestellt. Er beginnt in den Gründerjahren des Vereins und endet mit der Präsentation eines Teils der Münzsammlung im Museum für Stadtgeschichte im Adam- und Eva Haus bzw. mit diesen Aufzeichnungen.

Immer wieder führten Schenkungen von Münzen und Medaillen zur Vergrößerung der Sammlung. Durch Geldspenden konnten die bescheidenen eigenen finanziellen Mittel einige Male aufgefrischt und damit Ankäufe aus Auktionen getätigt werden, die sich zum Teil nachweisen ließen.

Infolge des zweiten Weltkrieges ist ein großer Teil der ehemals sehr bedeutenden und umfangreichen Münzsammlung des Vereins abhanden gekommen. Im Zuge dieser Bearbeitung wurden die verloren geglaubten Aufzeichnungen zu den ehemals vorhandenen 38 Goldmünzen des Vereins wieder aufgefunden. Diese Goldmünzen sind im einzelnen aufgeführt worden. Hierzu gehören fünf Goldmünzen des Bistums Paderborn und wie Dr. P. Ilisch vom Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Westfalens in Münster vermutet, ein unbekannter Goldmünzenfund mit Münzen des 14. bis 18. Jahrhunderts

Namen wie F. J. Gehrken, C. Ahlemeyer, C. Spanken und B. Stolte sind unlöslich mit der Münzsammlung des Vereins verbunden. Nur durch einen persönlichen Kredit von C. Spancken konnte z. B. im Jahre 1893 der Ankauf der seinerzeit sehr bedeutenden Privatsammlung des verstorbenen Sparkassenrendanten C. Ahlemeyer getätigt werden.

Dieser Einführung folgen die Aufzeichnungen zu den einzelnen Münzen und Medaillen. Sie sind fach- und sachlich in 24 Abteilungen zusammengefaßt. Sie beginnen mit den Aufzeichnungen antiker Münzen und enden mit einigen wenigen Münzen des „Dritten Reiches“. Diese Aufzeichnungen wurden gestützt durch die Bestandsaufnahmen der antiken und Paderborner Münzen durch die Herrn Landesmuseumsrat B. Korzus und Prof. Dr. P. Berghaus vom Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster, die einen Teil der nach dem Zweiten Weltkrieg noch vorhandenen Bestände des Vereins in den siebziger Jahren gesichtet und beschrieben hatten. Soweit erforderlich, wurden diese Beschreibungen ergänzt. Sofern noch nicht geschehen, sind die Bestände im einzelnen beschrieben worden. Ca. 120, meist moderne ausländische Münzen wurden zur Verwaltung und zur Vervollständigung der dortigen Sammlung an das Westfälische Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in Münster abgegeben.

Zur Entstehung der Münz- und Medaillensammlung

Am 19. Juli 1824 fand jenes denkwürdige Treffen im Gartenhaus des Domherrn Ignaz Theodor Liborius Meyer in Paderborn statt, das auch für die Numismatik, die Münzkunde, im ehemaligen Hochstift Paderborn von herausragender Bedeutung sein sollte. Zu den Teilnehmern des Gründungstreffens gehörte auch der damalige Kriminaldirektor Dr. Franz Josef Gehrken, ein Freund Meyers. Gehrken, ein Sammler alter Dinge, war einer der verdienstvollen Männer, die sich in den Gründerjahren um die Numismatik innerhalb des Geschichtsvereins Paderborn verdient gemacht haben.

Auf Gehrken müssen die Anfänge der Münzsammlung des Vereins maßgeblich zurückzuführen sein. Gehrken hat selbst Münzen gesammelt. Er stand so der Numismatik nahe. Seine Sammlung ist als ganzes jedoch nicht bekannt geworden. Lediglich die Beschreibungen und der Verkauf von Münzen lassen sich nachweisen (s. Nr. 8000). Auch in der Bibliothek des Vereins kann aus der älteren vorhandenen Literatur der Vorbesitzer Gehrken als Numismatiker durch seine Exlibris erkannt werden (Nr. 8104 – 8108, 8172).

Nach den ersten Protokollen in der WZ sind numismatische Themen stets von Gehrken vorgetragen worden. So hielt Gehrken 1837 u. a. einen Vortrag über:

„60 Stück Silber-Münzen aus dem Mittelalter, welche im vorigen Frühjahre im Kirchspiel Waderslo[h] mit mehreren Goldmünzen ausgegraben worden.“

Am 23. Mai 1839 berichtete Gehrken im Beisein des Curators des Vereins, des Herrn Oberpräsidenten der Provinz Westfalens, Freiherr von Vincke, über einen auf dem „Gute Böd[d]eken“ gefundenen Dukaten und legte ihn zur Ansicht vor. Nach seinen Ermittlungen handeltete es sich um ein Goldstück, das zu den Jülich-Berg’schen Landmünzen gehörte „unter der Regierung Wilhelms VII. zu Mülheim a. d. Ruhr im Jahre 1502 geprägt sei“. Die Herkunft konnte er durch ältere Beschreibungen nachweisen. Persönliche Aufzeichnungen Gehrkens dazu sind in AV Acta 15 (s. Nr. 8000) zu lesen.

1843 informierte Gehrken die Versammlung über eine bei Paderborn gefundene römische Goldmünze, die dem römischen Kaiser Honorius (393-423 n. Chr.) zugeschrieben wurde. Er gab dazu einige Erläuterungen und legte der Versammlung des Vereins mehrere verschiedene römische Münzen vor.

Ob diese Münzen allerdings in eine bereits bestehende Münzsammlung des Vereins aufgenommen wurden, ist nicht bekannt.

Auch numismatische Themen wurden in der WZ behandelt. 1838 erschien von Dr. H. Aug. Erhard eine Arbeit über „Urkundliche Beiträge zur Geschichte des älteren Westfälischen Münzwesens“. 1840 war in der WZ ein Bericht über die „Glockentaler“ der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg zu lesen.

Gehrken sammelte nicht nur Münzen, sondern auch Informationen dazu, Siegel und alte Graphiken. So ist es nicht verwunderlich, daß von ihm eine Akte über „Porträte der Fürst-Bischöfe des Hochstifts Paderborn mit ihren Siegeln Münzen und Handschriften“ angelegt worden ist, die sich mit ihren Inhalten zum Teil erhalten hat (s. Nr. 8002). Numismatisch interessant sind aus der Akte Zeichnungen älterer Kölner und Paderborner Münzen und einer Medaille. Das Interessanteste in dieser Akte dürften jedoch drei Siegel des Herzogs Christian von Braunschweig-Lüneburg aus dem Jahre 1624 sein. Inhaltlich gleichen zwei dieser Siegel den Abbildungen der in seinem Namen geprägten „Pfaffenfeindtaler“ mit der Jahreszahl 1622. Diese Taler gelten bekanntlich als „Spottmünzen“. Interessant insofern, als ein aus Wolken herausragendes Schwert nicht nur, wie auf einigen dieser Taler zu sehen ist, eine Jesuitenkappe, sondern sogar eine Bischofsmitra aufspießt!

Der damalige numismatische Einfluß Gehrkens ist auch daran zu erkennen, daß sich ein Briefentwurf von ihm vom 20. April 1822 erhalten hat, in dem er den letzten Paderborner Fürstbischof Franz Egon von Fürstenberg (1789-1802, † 1825) bat, daß zur Erinnerung an seine Regierungszeit eine Gedächtnismünze geschlagen werden möge (s. Nr. 8000)! Ein Gestaltungsvorschlag zu dieser Münze ist auch in der Akte eingeheftet. Die Prägung ist wahrscheinlich nicht zur Ausführung gekommen, denn ein solches geprägtes Exemplar ist bisher unbekannt.

Der Einfluß und die Beliebtheit Gehrkens innerhalb des Vereins ist daran zu erkennen, daß er nach dem Tode des ersten Vereinsdirektors Meyer, der am 18. September 1843 verstorben war, in der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 27. Oktober 1843 einstimmig zum neuen Vorsitzenden des Vereins gewählt wurde. Auch im ersten Jahr seines Direktorats widmet sich Gehrken weiter numismatischen Themen. So berichtete er in der Hauptversammlung des Vereins im Jahre 1844 von 17 Münzen verschiedener Perioden des Mittelalters, die der Pfarrer Evers zu Westheim dem Verein geschenkt hatte.

Leider verstarb Gehrken am 31. März 1845 nach nur zweijährigem Direktorat im Alter von 75 Jahren.

In seinem Rückblick zur fünfundsiebzigjährigen Geschichte des Vereins erinnerte Wilhelm Richter im Jahre 1899 an Gehrken. Er schildert ihn als einen um die Paderborner Geschichte hoch verdienten Greis. Wörtlich:

„Gehrken hat verhältnismäßig wenig, namentlich keine Arbeit von größerem Umfange der Öffentlichkeit übergeben; aber seine außerordentlich reichhaltigen Sammlungen, welche durch den jetzigen Vereinsdirektor, Herrn Pfarrer Dr. Mertens, in den Besitz des Vereins gekommen sind, beweisen, daß jene Ehrung eine wohlverdiente war.“

Zurück zu den Jahren nach 1845: Von Zeit zu Zeit wurde in der WZ über Münzen berichtet, die gefunden oder dem Verein geschenkt worden sind. Insgesamt flossen nach 1845 die numismatischen Nachrichten spärlicher als zu Zeiten Gehrkens.

Im Jahre 1854 wurde ein Mann Mitglied des Vereins, der für die Paderborner Numismatik des 19. Jahrhunderts von herausragender Bedeutung werden sollte: Carl Ahlemeyer.

1862 tauchte in der WZ erstmals der Name des damaligen Kreisgerichtsdirektors in Warburg [Joseph] Weingärtner auf. Über ihn wird später noch zu berichten sein. 1862 veröffentlichte Weingärtner einen Bericht über „Die ältesten Münzen von Münster und Paderborn“. Den Nachweis dazu führte er mit Münzen, die am 28. September 1859 in Herford gefunden wurden. Dieser Münzfund ist einer der bedeutendsten Westfalens.

Von 1862 bis zum Jahre 1881 sind der WZ keinerlei Hinweise zu Münzen oder Medaillen im Zusammenhang mit dem Verein, Abteilung Paderborn, zu entnehmen. Nach Aussage von Dr. Peter Ilisch vom Westfälischen Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte in Münster seien während dieser Zeit numismatischen Tätigkeiten von dem Münzwart des Vereins für Geschichte und Altertumskunde, Abteilung Münster, dem Goldarbeiter Wippo, wahrgenommen worden.

Das Jahr 1881 wird für die Numismatik des Vereins für Geschichte und Altertumskunde, Abteilung Paderborn, unter Leitung ihres damaligen Direktors, des Kaplans und späteren Pfarrers Dr. Conrad Mertens, ein bedeutendes Jahr. Zunächst ist zu lesen, daß der Brauereibesitzer C. Hillemeyer aus Paderborn dem Verein verschiedene Münzen, darunter zwei römische, geschenkt hatte. Für das Münzwesen war die weitere Information von Mertens wichtig, daß der Vorstand des Vereins durch die Wahl des Kreissparkassenrendanten Carl Ahlemeyer zum Münzwart und Konservator der Altertümer erweitert worden sei.

Der Verein ist im Besitz eines Fotos von Ahlemeyer, das er im Jahre 1932 aus dem Nachlass des ehemaligen Vereinsdirektors Dr. Engelbert Giefers erhalten hat.

Es sind in den Folgejahren zwar keine spektakulären Ereignisse in der Numismatik eingetreten, dennoch, Ahlemeyer, ein gebürtiger Paderborner, ist numismatisch emsig tätig gewesen. Er hatte im Laufe seiner Sammeltätigkeit eine Kollektion von Münzen und Medaillen seiner Heimatstadt und des Hochstiftes Paderborn zusammengetragen, von denen es bisher wenige gab. Die Sammlung war so herausragend, daß der spätere Verfasser der Schriften zu den Münzen und Medaillen Paderborns und Corveys, Weingärtner, bei seiner Beschreibung dieser Münzen und Medaillen immer wieder auf die Sammlung Ahlemeyers verwies. Sie war eine der Grundlagen seiner numismatischen Forschungen. Was Ahlemeyer seinerzeit möglicherweise nicht wußte, war, daß seine Münzsammlung einmal die herausragende Bedeutung der Sammlung Paderborner Münzen und Medaillen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn, begründen sollte.

1882 schenkte der Regierungspräsident a. D. v. Eichhorn, Minden, dem Verein eine Anzahl von römischen Kupfermünzen. Die Fundorte waren unbekannt.

Im Jahre 1884 war Ahlemeyer nach wie vor als Münzwart und Konservator des Museums tätig. Erstmals tauchte in jenem Jahr auch der Name „Bernhard Stolte“ im Vorstand des Vereins auf. Stolte, ein Mann, der in späteren Jahren in die Fußstapfen Ahlemeyers als Münzwart des Vereins treten sollte. Doch zunächst übernahm er das Amt des Sekretärs im Verein, das er im Jahre 1886 wieder abgab. Auf Wunsch des Vereins sollte Stolte in Zukunft als Archivar für den Verein tätig werden.

1886 wurde auch von einer interessanten Schenkung berichtet. Der Marine-Oberpfarrer Wiesemann aus Kiel schenkte dem Verein einen kupfernen schwedischen Taler, 19 cm lang, 15 cm breit, der im Hafen von Stralsund gefunden worden war. Wiesemann hatte Kontakt zu seiner Heimat. Er stammte aus Brakel, wurde 1859 in Paderborn zum Priester geweiht, war Mitglied des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn. Solche Münzen, sog. „Platmynt“, wurden im 17. und 18. Jahrhundert in Schweden geprägt. Der Metallwert dieser Kupfermünzen entsprach dem Wert eines Geldstückes in Silber. Ihr Wert und damit die Größe wurde mehrfach geändert und dem geltenden Silberwert angepaßt. Diese Kupfermünzplatte ist offensichtlich noch in der Sammlung des Vereins vorhanden (s. Nr. 9003).

In der WZ 1889 gab Ahlemeyer Hinweise auf Münzfunde von Haus Stockhausen im Kreis Meschede und über einen Münzfund von Neuenbeken. Letzterer, mit Münzen des 13. und 14. Jahrhunderts, zeugte von den Handelsbeziehungen Westfalens mit dem Ostseegebiet. Der Münzfund von Neuenbeken ist auch heute noch vorhanden.

Carl Ahlemeyer, geb. am 12. November 1816, verstarb am 21. Januar 1891 im Alter von 74 Jahren.

1893 fand in Warstein wieder eine Generalversammlung des Vereins statt. Bei dieser Versammlung konnte der damalige Direktor des Vereins Mertens, den Ankauf der Münzsammlung Ahlemeyers für den Verein bekanntgeben. Die Witwe hatte am 14. März 1893 bestätigt, für den Verkauf der gesamten Münzen- und Medaillensammlung ihres verstorbenen Mannes, einschließlich aller Dubletten, ausschließlich eines Exemplars des „Pfaffenfeindtalers“ des Herzogs Christian von Braunschweig-Lüneburg, an den Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn, 2.500,00 Mark erhalten zu haben. – Um einen Maßstab für die Größe dieser gezahlten Summe zu erhalten, sollen hier die Verdienste von einigen städtischen Bediensteten genannt werden. Nach Auskunft des Stadtarchivs Paderborn verdienten in den Jahren 1892/1893 der Bürgermeister 6.000 Mark, der Beigeordnete 3.600 Mark, der Stadtsekretär 2.400 Mark und ein Straßenwärter 700 Mark pro Jahr.

Mit der Münzsammlung gingen vereinbarungsgemäß auch zwei Münzschränke, Kalender, Handschriften und Bücher in das Eigentum des Vereins über. Zu diesen Büchern zählten auch die inzwischen von Weingärtner veröffentlichten und von Ahlemeyer benutzten Werke zur westfälischen Münzgeschichte (s. Nr. 8122). Diese in einem Band von Ahlemeyer zusammengebundenen Werke Weingärtners werden sicher bei zukünftigen Forschungen der Paderborner Münzgeschichte herangezogen werden müssen. Ahlemeyer hatte diese Exemplare durch persönliche handschriftliche Eintragungen ergänzt. So konnte der Verfasser des Berichtes durch Zufall einen Hinweis zum Sedisvakanztaler des Paderborner Domkapitels von 1683 entdecken. Ahlemeyer schrieb:

„Von 1683: Ein Exemplar von Gold, ca 25 g Goldwerthe, gesehen am 8. August 1858 beim Herrn Weihbischof Freusberg, der es von Cöln zur Ansicht erhalten hatte.“

Die Existenz eines solchen Exemplars ist bisher nicht einmal bei Weingärtner in der Literatur bekannt geworden.

Im Jahre 1896 erschien in der WZ folgender Nachruf:

„Der Tod hat in diesem Jahre ein sehr verehrtes Ehrenmitglied dem Verein entrissen. Am 7. September 1896 starb zu Münster der Herr Kreisgerichtsdirektor Weingärtner, geb. zu Münster am 21. Januar 1805. Längst dem Vereine angehörig, wurde er bei Gelegenheit seines 50jährigen Dienstjubiläums im Jahre 1876 zum Ehrenmitgliede desselben ernannt. Er erwarb sich während der langen Dauer seines Lebens durch seine Menschenfreundlichkeit, Treue und Festigkeit nicht allein überall Freundschaft und Hochachtung, sondern machte sich auch besonders auf dem Gebiete der Westfäl. Münzforschung einen großen Namen. Seine Verdienste um diesen Teil der archäologischen Studien hat er dauernd begründet und festgelegt durch seine fleißigen und umfassenden Sammlungen westfäl. Münzen, die er im 9. Lebensjahre bereits begann, und durch die Anzahl der darüber verfaßten Abhandlungen. Von diesen erwähnen wir: „Die Beschreibung der Kupfermünzen des ehemaligen Bisthums Paderborn und der Abtei Corvey 1864. Beschreibung der Kupfermünzen Westfalens 1872-1875. Die Gold= und Silbermünzen des Bistums Paderborn 1882. Die Gold= und Silbermünzen der Abtei Corvey 1888. Auch Beiträge zur Geschichte der Stadt Warburg befinden sich unter seinen Schriften. Dem Heimgegangenen wird der Verein ein treues Andenken bewahren.“

Auch Walter Strümper erinnerte in „Die Warte“ Nr. 97, 1998, der Heimatzeitschrift für die Kreise Paderborn und Höxter, an Joseph Weingärtner, der dreißig Jahre in Warburg als Kreisgerichtsdirektor tätig war.

Der Nachruf in der WZ des Jahres 1896 nennt allerdings nicht alle Schriften Weingärtners. Er beschrieb auch:

„Die Silber-Münzen von Cölnisch Herzogthum Westfalen und Grafschaft oder Vest Recklinghausen nebst historischen Nachrichten, Münster 1886“.

Leider konnte Weingärtners Sammlung Paderborner Münzen für den Verein nicht angekauft werden. Der Vorstand des Vereins bedauerte seinerzeit allgemein, daß sich für den Ankauf bedeutender Sammlungen kaum Spender finden ließen. So wurde Weingärtners Sammlung am 6. Mai 1897 und dem folgenden Tage in Frankfurt a. M. von dem Auktionshaus Adolph Hess Nachfolger versteigert.

In der WZ von 1897 wird von einer Stiftung des Küsters „Weber“ zu Neuenbeken berichtet, der dem Verein eine Anzahl preußischer Silber- und Kupfermünzen vom Beginn des Jahrhunderts bis zum Jahre 1870 geschenkt hatte. Irrte hier nicht der Chronist? Mußte der Name nicht „Wewer“ lauten? Im Jahre 1897 war ein Küster namens „Wewer“ aus Neuenbeken in den Verein eingetreten. Diese Klarstellung ist für die Münzgeschichte des Vereins wichtig. Der Verfasser des Berichtes möchte an dieser Stelle ein paar Jahre vorauseilen! Jeder Interessierte, der sich mit der Münzgeschichte Paderborns beschäftigt, wird irgendwann auf die Auktion Paderborner Münzen stoßen, die vom 14. – 17. September 1938 in Rostock bei Ludwig Grabow versteigert worden sind. Es war die Kollektion von Münzen Paderborns, die der Küster Wewer aus Neuenbeken, langjähriges Mitglied des Vereins, zeit seines Lebens gesammelt hatte. Sicher hatte er auch andere Münzen im Laufe seiner Sammeltätigkeit zusammengetragen. Eben diese preußischen Silber- und Kupfermünzen hatte „Wewer“ und nicht „Weber“ dem Verein bereits im Jahre 1897, seinem Eintrittsjahr in den Verein, geschenkt.

1900 tauschte der Verein Münzen mit dem Detmolder Museum.

Nach dem Tode Ahlemeyers im Jahre 1891 gab es im Vorstand des Vereins einige Jahre keinen gewählten Münzwart. Carl Spancken erfüllte diese Funktion, obwohl er seinerzeit eine andere Tätigkeit übernommen hatte. Er war bereits seit dem Jahre 1880 im Verein als Rendant tätig. Auf Spancken ging offensichtlich auch die Einrichtung eines Museums zurück, in dem die vereinseigenen Sammlungen gezeigt werden konnten. Wörtlich schrieb Richter in seinem Nachruf hierzu:

„Zu den erstrebenswerten und erreichbaren Zielen rechnete er in erster Linie die Einrichtung eines bescheidenen Museums, und niemand hat sich für die Verwirklichung dieses seit dem Bestehen des Vereins von so vielen gehegten Wunsches wärmer begeistert als er. Im Laufe der Zeit waren mancherlei Gegenstände gesammelt, geschenkt worden; allein es fehlte die ordnende Hand, es fehlte auch der geeignete Raum. Als nun im Jahre 1894 die städtischen Behörden durch die Überweisung mehrerer Rathausräume dem zweiten Mangel abgeholfen hatten, ging Spancken mit jugendlicher Schaffensfreude an die Arbeit. Die jetzige Einrichtung ist beinahe ausschließlich sein Werk; sie verrät ebenso viel Geschmack als praktischen Sinn.“

Spancken berichtete im Jahre 1899 über Archivalien des Staatsarchivs Münster, die die Kupfergeldprägungen der Stadt Paderborn mit der Jahreszahl 1605 zum Inhalt haben. Er machte einige Angaben zu den entsprechenden Gewinnen der Stadtrechnungen aus den Jahren zwischen 1610 und 1620. Anschließend verwies Spancken auf einen Bericht von Paul Joseph, den dieser in der Zeitschrift für Numismatik Bd. 21, S. 281 bis 287, veröffentlicht hatte. In diesem Bericht werden zwei Münzen des Mittelalters erwähnt, die für die Münzgeschichte des ehemaligen Hochstifts Paderborn von herausragender Bedeutung sind. Joseph beschrieb einen Halbdenar des 13. Jahrhunderts aus der Münzstätte Salzkotten, der bis dahin unbekannt war, und einen Pfennig, auf dem der Münzort Paderborn neben dem Namen des Kölner Erzbischofs Engelbert II. (1261-1274) zu lesen sei. Letzteren schrieb Joseph dem Erzbistum Köln zu. Jener Halbdenar Salzkottens ist auch heute noch das einzig bekannte Exemplar dieser Münzstätte und liegt in der Sammlung des Münzkabinetts der Staatlichen Museen in Berlin (Preußischer Kulturbesitz). Anläßlich der 750-Jahrfeier der Stadt Salzkotten im Jahre 1997 berichtete Hans Kohlenberg in der Festschrift ausführlich über diesen Halbdenar.

Nach Angabe von Richter habe sich Spancken um die Münzsammlung verdient gemacht, die ihm am Herzen gelegen hätte. Er habe die Münzen inventarisiert und sich um die Vervollständigung der Sammlung bemüht. Über die Inventarisierung wird noch an anderer Stelle berichtet.

Das Bemühen Spanckens um die Vervollständigung der Sammlung erstreckte sich sicher auch auf den Erwerb der Sammlung Ahlemeyers, an dem Spancken einen erheblichen, wahrscheinlich den entscheidenden Anteil gehabt haben muß. Nicht nur, daß Spancken den ideellen Wert für den Verein und die Region erkannt hatte. Es mußte der materielle Wert ermittelt und der An- bzw. Verkaufswert der Sammlung mit der Witwe Ahlemeyers festgelegt werden. Darüber hinaus wäre der Ankauf der Sammlung ohne Spancken wegen fehlender Mittel gar nicht möglich gewesen. Die Jahresrechnung 1892/1893, von Spancken in seiner Eigenschaft als Rendant des Vereins zum 1. Januar 1894 aufgestellt und eigenhändig unterschrieben, wies insgesamt folgende Einnahmen und Ausgaben aus:

1. Einnahmen, insgesamt 4.135,76 Mark
2. Ausgaben, insgesamt 4.068,84 Mark
Bestand 66,92 Mark

In den Ausgaben sind die gezahlten 2.500 Mark für die Münzsammlung Ahlemeyers enthalten. Dieser Gewinn wurde nur durch einen persönlichen Vorschuß Spanckens in Höhe von ursprünglich 1170 Mark möglich, der sich allerdings im Berichtszeitraum bereits um 450 Mark reduziert hatte. Die restliche Summe von 720 Mark entspräche heute einem zinslosen Darlehn an den Verein von ca. 50.000 DM.

Dieses großzügige Verhalten Spanckens entsprach der Darstellung Richters in seinem Nachruf, der das stille Wirken und Schaffen Spanckens betonte, von dem wenig in die Öffentlichkeit gedrungen war. Richter schrieb weiter, daß Spancken unbestritten der beste Kenner des Paderboner Münzwesens gewesen sei. Es würde lange Zeit vergehen, bis ein zweiter sich auf diesem schwierigen Gebiete mit gleichem Erfolge eingearbeitet hätte.

Nach dem Tode Carl Spanckens wurde Bernhard Stolte im Jahre 1901 neben der Tätigkeit als Archivar auch die Verwaltung des Museums und die Funktion des Münzwartes übertragen.

Für die Münzsammlung des Vereins war das Jahr 1903 sehr bedeutend. Die WZ Nr. 61 berichtete über den Ankauf der Münzsammlung des verstorbenen Kaplans Brügge, zuletzt Hauskaplan in Laer bei Meschede. Brügge war eifriger Sammler von Urkunden, Kunstaltertümern und Münzen. Er hatte 1897 über den Münzfund von Meschede berichtet. Hier sei auch auf den Bericht von Christian Hoffman in der WZ 1998 verwiesen. Für den Ankauf der Sammlung mußte der Verein seinerzeit 622,50 Mark aufwenden.

Insgesamt beanspruchte die Münzsammlung im Jahre 1903 700,45 Mark.

Im Jahre 1909 wurde ein neuer Münzwart gewählt. Ab diesem Jahr übernahm der Rechtsanwalt Carl Auffenberg, seit dem Jahre 1901 Mitglied des Vereins, diese Funktion. Das Amt legte Carl Auffenberg jedoch im Jahre 1911 wieder nieder. Deckten sich seine Vorstellungen zur Inventarisierung und Pflege der Münzsammlung nicht mit denen Stoltes? Stolte setzte seine Tätigkeit als Münzwart des Vereins im gleichen Jahr fort. Von nun an galt den Münzen seine Hauptarbeit.

1912 wurde berichtet, daß Stolte die Ordnung der Münzsammlung „eifrig und vortrefflich“ fördere.

Das Jahr 1913 bedeutete für die Münzsammlung des Vereins ein weiteres herausragendes Jahr. In der WZ Nr. 72 des Jahres 1914 ist zu lesen:

„Eine wertvolle Bereicherung erfuhr unsere Münzsammlung. Herr Geheimer Regierungsrat, Kgl. Landrat von Schlechtendahl, Mülheim=Rhein, stellte uns für den Ankauf einer Anzahl seltener Paderborner Münzen 500 Mark zur Verfügung, so daß wir nun die Paderborner Stücke fast lückenlos besitzen.“

Der Verein nutzte diese Spende, um aus der bedeutenden Versteigerung u. a. Paderborner Münzen, die bei H. S. Rosenberg in Hannover am 25. November 1913 und am Tag danach zum Ausruf kamen, anzukaufen. Ein Vergleich des Auktionskataloges mit den Originalen und den Aufzeichnungen von Stolte bestätigt diese Vermutung. Sicher hatte der Verein gehofft, weitere Exemplare der Paderborner Münzen erwerben zu können, die nach den Aufzeichnungen Stoltes nicht in der Sammlung vorlagen, dort aber zum Kauf angeboten wurden. Doch die beschränkten Mittel ließen einen weiteren Kauf nicht zu. Aus dieser Auktion konnten z. B. ersteigert werden: Dietrich von Fürstenberg (1585-1618), 4 Kreuzer 1611 (s. Nr. 3002); wie vor, verschiedene Groschen (s. Nr. 3004 ff.), (diese Exemplare sind während des II. Weltkrieges verloren gegangen); Ferdinand von Bayern (1618-1650), Bleiabschlag des dicken Doppeltalers 1620 (s. Nr. 3013); Ferdinand von Fürstenberg (1661-1683), 1/4 Taler 1663 (das Stück ist während des II. Weltkrieges ebenfalls verloren gegangen).

Die Aufzählung ist nicht vollständig. Nachweislich konnten weitere Münzen erworben werden.
Stolte legte im Jahr 1914 sein Amt als Archivar nieder, um sich intensiver dem Studium des Paderborner Münzwesens widmen zu können. Nach Aussage des damaligen Schriftführers des Vereins, Prof. Dr. Grobbel, hatte Stolte die Beschreibung der Paderborner Münzen nahezu vollendet!

Nach dem Ende des ersten Weltkrieges und der Wiedereröffnung des Museums im Jahre 1919 investierte der Verein die Einnahmen aus dem Kartenverkauf sowie die Gewinne durch den Verkauf von Dubletten aus der Münzsammlung in den Ankauf vorwiegend von westfälischem Kriegsgeld jeder Art (Hartgeld, Papiergeld, Gefangenenlagergeld). Diese Ankäufe erklären auch das umfangreiche Vorkommen dieses Geldes zur Zeit des 175jährigen Bestehens des Vereins im Jahre 1999 (S. Nr. 6100 ff. und 6200 ff. der Münzbeschreibungen).

In der Festschrift zum hundertjährigen Bestehen des Vereins berichtete im Jahre 1924 der damalige Direktor Dr. Johannes Linneborn auch über die numismatischen Tätigkeiten Bernhard Stoltes. Ein ausgezeichneter Katalog der Münzsammlung gäbe über die Münzen des Vereins beste Auskunft (s. Nr. 8003 und 8004). In den weiteren Ausführungen bestätigte Linneborn, daß Stoltes Manuskript über die Geldgeschichte des Paderborner Landes vollendet sei.

Stolte hat die Münzen und Medaillen inhaltlich vollständig, aufwendig und optisch mit hoher Qualität beschrieben. Derartig aufwendig werden heute, bei Vorliegen geeigneter Literatur, numismatische Werte nicht mehr beschrieben. Zur Verdeutlichung eines Münztyps reicht der Hinweis auf die entsprechende Stelle in der Literatur, wo Näheres zur Münze nachgelesen werden kann. Zum Nachweis der Qualität und der Eigenart einer Münze, werden diese Beschreibungen gegebenenfalls durch Fotos ergänzt.

Außerdem hatte Stolte seinen Beschreibungen der Münzen an einigen Stellen weitere Eintragungen hinzugefügt. Zunächst konnte Stolte auf die Bestimmungen einer Anzahl der römischen Münzen durch Carl Spancken zurückgreifen. Die von Spancken beschrifteten Zettelchen sind auch heute noch Teile der Beschreibungen dieser zum Teil noch vorhandenen Münzen des Vereins. Den römischen Münzen fügte Stolte in den Vorbemerkungen seine Beschreibungen der Münztypen, deren Gewichte und Wertverhältnisse untereinander hinzu. Bei den Paderborner Münzen machte Stolte von Zeit zu Zeit Angaben über die Wertverhältnisse der Münzen untereinander. Diese Wertverhältnisse konnten von Zeit zu Zeit durchaus unterschiedlich sein. Wieviel Pfennige fielen z.B. in einem bestimmten Jahr auf den Taler, den Gulden, den Schilling? Welches Wertverhältnis hatte der Schilling zum Taler? Auch diese Aufzeichnungen zeugen davon, daß sich Stolte intensiv mit der Geldgeschichte des Bistums Paderborn auseinander gesetzt hatte.

Der im Jahre 1925 gewählte Vereinsdirektor Dr. Hermann Joseph Wurm berichtete im gleichen Jahr, daß eine Vermehrung der Münzsammlung durch Ankäufe während der Inflationszeit nicht möglich gewesen wäre. Lediglich eine kleine Vermehrung der Notgeldsammlung sei erfolgt.

Vom Jahre 1927 wurde berichtet, daß der Verein aus eigenen Mitteln 35 Corveyer, 4 Paderborner und eine Briloner Münze unter der Hand erwerben konnte. Die Stadt Paderborn gewährte dem Verein finanzielle Unterstützung, um bei der Auktion Lempertz in Köln sieben dem Verein noch fehlende Paderborner Münzen kaufen zu können. In drei Auktionen wurden 1927 und 1928 Münzen und Medaillen des Soester Dachdeckermeisters Pieper versteigert. Er hatte in langen Jahren eine bedeutende Sammlung westfälischer Münzen, vor allem Kleinmünzen, zusammengetragen. Die Kataloge dieser Auktionen gelten heute noch als Standardwerke zur Beurteilung westfälischer Münzen. Welche Münzen vom Verein ersteigert werden konnten, ist nicht bekannt. Der Gesundheitszustand Stoltes mag dazu beigetragen haben, daß die aus der Auktion Lempertz erworbenen Münzen nicht mehr in die Beschreibung der Münzen des Vereins aufgenommen werden konnten.

Bernhard Stolte verstarb am 25. Dezember 1927. Der Vereinsdirektor Wurm widmete Stolte einen ehrenvollen Nachruf. Zur Münzkunde berichtete er u. a.:

„Eines schweren Beinleidens halber konnte Stolte schon damals das Haus nicht mehr verlassen, und bei der Jahrhundertfeier mußte gerade er fehlen. Nun saß er, freilich in dem ihm eigenen unverwüstlichen Humor auf seinem Zimmer und arbeitete weiter mit einer wahrlich seltenen Unverdrossenheit an seinem letzten Werke. Die Beschäftigung mit den Münzen des Hochstiftes Paderborn hatte in ihm den Gedanken angeregt, eine Münz- und Geldgeschichte des Hochstiftes zu schreiben, die uns noch fehlte. Man staunt, wenn man in seinem Nachlasse die Vorarbeiten dazu sieht, diese eingehenden, minutiösen Berechungen und Vergleichungen. Dazu gehörte eine seltene Geduld und Ausdauer. Das Manuskript wurde fertig, und die historische Kommission für Westfalen war bereit, das Werk unter ihre Veröffentlichungen aufzunehmen. Leider ist das Manuskript verloren gegangen und konnte noch nicht wieder aufgefunden werden. Möge es bald wieder gefunden werden, damit es als Opus posthumum gedruckt werden kann, als ein Denkmal, das er sich selbst gesetzt hat. Mag es auch Mängel haben, er erkannte das selbst und wollte es umarbeiten, als der Tod ihn ereilte; aber es ist niemand da, der diese Arbeit machen könnte.“

Mit dem Tode Stoltes ging eine Zeit zu Ende, die bedeutende Numismatiker in den Reihen des Vereins hervorgebracht hatte. Sie begann mit Franz Joseph Gehrken. Mit kurzer Unterbrechung setzten Carl Ahlemeyer, Carl Spancken, Joseph Weingärtner und Bernhard Stolte diese Tradition fort.

Was ist von dem Gut dieser bedeutenden Numismatiker noch vorhanden? Franz Joseph Gehrkens Gedenken lebt weiter in den Akten und seinen ehemaligen Büchern in der Bibliothek des Vereins. – Carl Ahlemeyers Vermächnis sind die Münzen und Medaillen seiner ehemaligen Sammlung. Die von ihm benutzte Fachliteratur seiner Sammelgebiete ist mit persönlichen Eintragungen in der Bibliothek des Vereins noch vorhanden. – Auf Carl Spancken geht die Einrichtung eines Museums zurück, in der die Sammlungen des Vereins der Öffentlichkeit gezeigt werden können sowie der systematische Beginn einer Beschreibung der im Verein vorhandenen Münzen. – Die Werke Joseph Weingärtners gelten noch heute in großen Teilen. – Bernhard Stoltes Manusskript zur Münzgeschichte Paderborns ist bis heute leider nicht wieder aufgetaucht. Erfreulicherweise sind die Aufzeichnungen Stoltes zur Münzsammlung des Vereins erhalten. – Gemeinsam dürfte den handschriftlichen Aufzeichnungen Ahlemeyers, den Werken Weingärtners und den vorhandenen Aufzeichnungen Stoltes der Münzen des Vereins für Geschichte Westfalens, Abteilung Paderborn, sein, daß sie Quellen für die Neubearbeitung der Paderborner Münzgeschichte sein werden!

Auch nach dem Tode Stoltes gingen die Aktivitäten des Vereins um die Münzsammlung weiter. Prof. Dr. Alois Fuchs hatte bereits kurz vor dem Tode Stoltes die Funktion des Konservators und des Münzwartes übernommen.

Die Aufzeichnungen von Stolte zu den römischen Münzen wurden zwischen 1936 und 1941 durch Fundberichte erweitert, veranlaßt durch die Aktivitäten des Architekten Bernhard Ortmann, der dem Verein eine Anzahl von Ausgrabungsgegenständen zugeführt hatte. Die Fundbeschreibung zu einem bedeutenden Fund Römischer Münzen kann u. a. in der WZ von 1940 nachgelesen werden (s. Nr. 1400).

Nach der Zerstörung Paderborns infolge des zweiten Weltkrieges hatte im Jahre 1945 Rektor Atorf, Paderborn, die noch vorhandenen Teile der Münzsammlung an sich genommen und aufbewahrt. 1970 gab er sie dem Verein zurück. Teilen der Münzsammlung nahmen sich die Herren Prof. Dr. Peter Berghaus und Bernard Korzus vom Westfälischen Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte in Münster an. Berghaus bearbeitete die Mittelaltermünzen des Vereins sowie die Paderborner Münzen der Neuzeit. Korzus nahm sich der antiken Münzen an. Während Berghaus einen Vergleich zwischen den ehemals und heute vorhandenen Exponaten der Sammlung nicht vorgenommen hatte, beschrieb Korzus auch die fehlenden antiken Münzen. Seine Feststellungen sind unter der Nummer „1000“ Römische Münzen (Republikanische Prägungen) nachzulesen.

Die weitere Bearbeitung der Münzsammlung des Vereins ergab, daß viele der ehemals vorhandenen Exponate durch die Kriegswirren verlorengegangen sind. Insbesondere schmerzt der Verlust aller Goldmünzen des Vereins. Die nach dem II.Weltkrieg lange Jahre vermißten Aufzeichnungen zu einem großen Teil der ehemals vorhandenen Goldmünzen, tauchten im Zuge dieser Bearbeitung im Museum für Stadtgeschichte wieder auf. Die Seiten mit den Beschreibungen der Goldmünzen des Vereins waren aus Stoltes Aufzeichnungen entfernt und getrennt aufbewahrt worden. Sie sind in einem sehr schlechten Erhaltungszustand, müssen daher getrennt von den übrigen Aufzeichnungen Stoltes aufbewahrt werden. Es sind die folgenden Nummern: 52, 53, 55, 58, 59, 63, 64, 65, 66, 69, 73, 74, 75, 77, 78, 80, 81, 82, 83, 84, 303, 524, 576, 577 und 696.

Nachfolgend die Beschreibungen Stoltes der ehemals vorhandenen Goldmünzen des Vereins. Stoltes Aufzeichnungen wurden ohne Hinweise auf neuzeitliche Literatur aus seinen Aufzeichnungen übernommen:

1. Stolte: Nr. 52 – Dukat ohne Jahreszahl o. Jz., Florentiner Typ, Herkunft?
2. Stolte: Nr. 53 – Ungarn, Carl Robert v. Ungarn (1305-1308) – Dukat o. Jz., Florentiner Typ
3. Stolte: Nr. 54 – Erzbistum Trier, Kuno von Falkenstein (1362-1388) – Goldgulden o. Jz.
4. Stolte: Nr. 55 – wie vor
5. Stolte: Nr. 56 – Erzbistum Mainz, Adolph I. v. Nassau (1381-1390), Münzstätte Höchst – Goldgulden o. Jz.
6. Stolte: Nr. 57 – Erzbistum Trier, Werner v. Falkenstein (1388-1408), Münzstätte Oberwesel – Goldgulden o. Jz.
7. Stolte: Nr. 58 – wie vor
8. Stolte: Nr. 59 – wie vor
9. Stolte: Nr. 60 – wie vor
10. Stolte: Nr. 61 – wie vor
11. Stolte: Nr. 62 – Pfalz, Ludwig III. v. d. Pfalz (1410-1436), Münzstätte Bacharach, Goldgulden o. Jz.
12. Stolte: Nr. 63 – Erzbistum Köln, Dietrich v. Moers (1414-1463), Münzstätte Riel, Goldgulden o. Jz.
13. Stolte: Nr. 64 – Bistum Utrecht, Rudolf v. Diepholz (1433-1455) – Goldgulden o. Jz.
14. Stolte: Nr. 65 – Grafschaft Tirol, Sigismund, Erzherzog, (1439-1496) – Goldgulden o. Jz.
15. Stolte: Nr. 66 – Freie Reichsstadt Frankfurt, Goldgulden o. Jz. (1440-1486)
16. Stolte: Nr. 67 – Erzbistum Köln, Hermann v. Hessen (1480-1508), Münzstätte Bonn, Goldgulden o. Jz.
17. Stolte: Nr. 68 – England, Heinrich v. England (1485-1509), Gold o. Jz.
18. Stolte: Nr. 69 – Brandenburg-Franken, Friedrich u. Sigismund, Markgrafen zu Brandenburg (1486-1495), Münzstätte Schwabach – Goldgulden o. Jz.
19. Stolte: Nr. 70 – Herzogtum Württemberg, Ulrich v. Württemberg (1498-1519), Münzstätte Stuttgart – Goldgulden o. Jz.
20. Stolte: Nr. 71 – Freie Reichsstadt Augsburg – Goldgulden o. Jz.
21. Stolte: Nr. 72 – Erzbistum Köln, Salentin v. Isenburg (1567-1577), Münzstätte Deutz, Goldgulden o. Jz.
22. Stolte: Nr. 73 – Türkei, Sultan Murat – Goldmünze 1574
23. Stolte: Nr. 74 – Stadt Lüneburg – Goldgulden o. Jz.( 1575-1612)
24. Stolte: Nr. 75, Erzherzogtum Oesterreich, Ferdinand v. Oesterreich – Goldgulden 1609
25. Stolte: Nr. 76 – Freie Reichsstadt Nürnberg – Goldgulden 1613
26. Stolte: Nr. 77 – Freie Reichsstadt Worms – Goldgulden 1614
27. Stolte: Nr. 78 – Freie Reichsstadt Nürnberg – Goldgulden 1616
28. Stolte: Nr. 79 – Erzbistum Salzburg, Marcus Sittich v. Hohenems (1612-1617), Goldgulden 1619
29. Stolte: Nr. 80 – Freie Reichsstadt Nürnberg – Goldgulden 1619
30. Stolte: Nr. 81 – Freie Reichsstadt Frankfurt – Goldgulden 1621
31. Stolte: Nr. 82 – Freie Reichsstadt Nürnberg – Goldgulden 1625
32. Stolte: Nr. 83 – Bistum Würzburg, Johann Philipp II. v. Schönborn (1719-1724), Goldgulden 1719
33. Stolte: Nr. 84 – Ungarn, Stadt Kremnitz, Maria Theresia (1740-1780) – Dukat 1765
34. Stolte: Nr. 303 – Bistum Paderborn, Ferdinand v. Fürstenberg (1661-1683) – Dukat 1674
35. Stolte: Nr. 524 – Bistum Paderborn, Clemens August v. Bayern (1719-1761) – ½ Max’dor 1720
36. Stolte: Nr. 576 – Bistum Paderborn, Wilhelm Anton v. d. Asseburg (1763-1782), Pistole (5 Taler 1767)
37. Stolte: Nr. 577 – Bistum Paderborn, Wilhelm Anton v. d. Asseburg (1786-1782), Dukat 1776
38. Stolte: Nr. 696 – Bistum Paderborn, Friedrich Wilhelm v. Westphalen (1782-1789), Dukat 1784

Dennoch kann sich der Verein glücklich schätzen, daß ihm einige Juwele erhalten geblieben sind. Vorhanden sind z. B.:

  • Zwei Taler des Paderborner Fürstbischofs Dietrich von Fürstenberg aus den Jahren 1612 und 1618, daneben das bereits erwähnte 4-Kreuzer Stück von 1611 (Nr. 3000 bis 3002 der Münzbeschreibungen) dieses Fürstbischofs.
  • Ein Taler des Paderborner Fürstbischofs Ferdinand von Bayern aus dem Jahre 1620, der dem Verfasser des Berichtes nur in drei Exemplaren bekannt ist (Nr. 3012 der Münzbeschreibungen).
  • Ein Doppeltaler des Paderborner Fürstbischofs Dietrich Adolf von der Reck aus dem Jahre 1656. Möglicherweise ist es das einzige vorhandene Exemplar (Nr. 3016 der Münzbeschreibungen).
  • Die Reihe läßt sich fortsetzen mit einem breiten Doppeltaler Ferdinands von Fürstenberg aus dem Jahre 1671. Von dieser Münze kannte Weingärtner zwei Exemplare. Eines lag in seiner Sammlung. Eigentümer des zweiten Exemplares war Carl Ahlemeyer (Nr. 3051 der Münzbeschreibungen).
  • Als letztes Exemplar soll ein Taler des Paderborner Fürstbischofs Wilhelm Anton von der Asseburg aus dem Jahre 1766 genannt werden.(Nr. 3143 der Münzbeschreibungen). Von diesem Exemplar sind dem Verfasser des Berichtes drei Exemplare bekannt. Ein Stück ist Eigentum der Deutschen Bundesbank in Frankfurt. Ein zweites Exemplar besitzt die Heimatkundliche Münzsammlung der Volksbank Paderborn. Das dritte Stück ist das des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn.

Diese Reihe ließe sich noch fortsetzen!

Der Verein war sich in den 70er Jahren darüber im Klaren, daß seine Sammlungen der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden müßten. Bis zur Einrichtung einer ständigen Ausstellung von Paderborner Münzen und Medaillen im Museum für Stadtgeschichte im Adam- und Eva-Haus vergingen nach der Eröffnung des Museums im Jahre 1977 allerdings noch einige Jahre. Zunächst mußte ein Ausstellungskonzept erarbeitet werden. Die vorhandenen Münzen und Medaillen reichten für eine Präsentation der Paderborner Münzgeschichte nicht aus. Es fehlten z. B. Münzen, die im Auftrage des Paderborner Domkapitels geprägt worden waren. Von den bekannten „Pfaffenfeindtalern“ des Braunschweiger Herzogs Christian waren nur zwei Exemplare des gleichen Typs vorhanden. Gerade diese Münzen sind ein besonderer Anziehungspunkt in der Münzgeschichte Paderborns. Medaillen Paderborns waren so gut wie gar nicht vorhanden. Es gelang dem Verein in einigen Jahren, solche Paderborner Münzen und Medaillen zu erwerben, die eine respektable Dauerausstellung Paderborner Münzen und Medaillen im Museum für Stadtgeschichte im Adam- und Eva-Haus rechtfertigten. Der Verein und die Stadt Paderborn erarbeiteten gemeinsam einen Gestaltungsvorschlag, der von einem Graphikbüro verwirklicht wurde.

Die Dauerausstellung der Münzen und Medaillen im Adam- und Eva-Haus gliedert sich in folgende Einzelgruppen:

  • Einzelfunde antiker Münzen
  • Der Münzfund an der Busdorfschule
  • Der Münzfund von Neuenbeken
  • Mittelaltermünzen des Bistums Paderborn
  • Paderborner Münzgeschichte vom Ausgang des Mittelalters, um 1400, bis zum Beginn der Prägungen der Neuzeit, hier dem Jahre 1594
  • Bischöfliche Paderborner Münzen der Neuzeit von 1594 bis um 1800
  • Münzen des Paderborner Domkapitels
  • Münzen der Stadt Paderborn
  • Münzen des Herzogs Christian von Braunschweig von 1622.

In einer eigenen Wandvitrine sind Medaillen Paderborns von 1651 bis zur heutigen Zeit ausgestellt. Diese Dauerausstellung konnte im August des Jahres 1982 der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Zwischenzeitlich gelang es, einige der abhanden gekommenen Paderborner Goldmünzen zu ersetzen. Auch sie können in der Dauerausstellung im Museum für Stadtgeschichte im Adam- und Eva-Haus besichtigt werden. Da der Verein über keine ausreichenden Mittel verfügte, hatte die Stadt Paderborn in den vergangenen Jahren einige der wertvolle Paderborner Münzen und auch Medaillen erworben. Die Neuerwerbungen sowie die Eigentumsverhältnisse der Exponate sind in den Beschreibungen der einzelnen Abteilungen nachzulesen.

Im Zuge der jetzigen Bearbeitung der Münzsammlung des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn, wurde eine Anzahl von Münzen und Medaillen, die nur als Einzelexemplare vorlagen bzw. die Regionen außerhalb des Vereinsbereichs der Abteilung Paderborn zuzuordnen sind, an den Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Münster, abgegeben. Hierzu zählen auch japanische Münzen, die dem Verein im Jahre 1888 möglicherweise vom Marine-Oberpfarrer Wiesemann (siehe vor) geschenkt worden waren. Diese Münzen und Medaillen werden vom Münzkabinett des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in Münster betreut.

Es sind im einzelnen:

 

  1. Tragemedaille in Bronze auf das 3-Kaiser-Jahr 1888 und den Dreibund Deutschland – Italien – Österreich (Wilhelm II.,Umberto, Kg. v. Italien, Franz Joseph, Kaiser v. Österreich)
  2. Tragemedaille in Bronze zum 15. 6. 1888 (Regierungsantritt Kaiser Wilhelms II.)
  3. Tragemedaille in Bronze auf den Feldzug gegen Frankreich 1870
  4. Tragemedaille in Bronze auf das 3-Kaiser-Jahr u. die Burg Hohenzollern 1888
  5. Schwelm, Tragemedaille in Bronze zur Einweihung des Kriegerdenkmals 1890
  6. Hzgtm. Brabant, Philipp IV. v. Spanien, zeitgenössische Fälschung eines Patagons 1653, Mzst. Antwerpen, Bronzeguß
  7. Ungarn, Ferdinand I., Mzst. Kremnitz (Körmöcs Banya), 10 Kreuzer 1848, Silber
  8. Republik Ragusa, ½ Tallero, Silber
  9. Tragemedaille Bronze auf Wilhelm II. v. Preußen, Prinzregent Luitpold v. Bayern,
  10. König Albert v. Sachsen u. König Wilhelm v. Württemberg 1891-1902
  11. Nürnberg, Neujahrsmedaille ohne Jahr (Mitte 18. Jahrhundert), Silber
  12. Ryu-Kyu-Inseln (Japan), ½ Shu 1862, Bronze
  13. 5 Sen (Japan), Jahr 4 (1871), Silber
  14. 10 Sen (Japan), Jahr 3 (1870) und 12 (1879), Silber
  15. 20 Sen (Japan), Jahr 23 (1890), Silber
  16. 1 Ryo (Japan), 1830/1844, zeitgenössische Fälschung, Kupfer-vergoldet
  17. weitere ausländische Münzen aus den Ländern: Polen, Belgien, Dänemark, Rumänien, Ungarn, Böhmen und Mähren, Niederlande, Italien, Malaysia, USA, Peru, Argentinien, Vatikan, Norwegen, Türkei, Österreich, Schweiz, Rußland, Chile, Frankreich, Slowakei
  18. Hessen-Kassel, 1 Albus 1727, zeitgenössische Fälschung, Bronce
  19. Sachsen, 1/6 Taler 1842, durchlocht, zeitgenössische Fälschung, Silberkern
  20. Wertmarken, gelocht, zu 5 und 50 Pfennigen, 1901/1950 ?, Herkunft unbekannt, Zink.

Die Exponate wurden vom Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster unter den Inv. Nr. 26313 Mz bis 26323 Mz bzw. 26340 MZ bis 26430 Mz inventarisiert.

Die Münzsammlung des Vereins ist heute an zwei Stellen untergebracht. Die antiken sowie die Paderborner Münzen und Paderborner Medaillen wurden als Dauerleihgaben dem Museum für Stadtgeschichte im Adam- und Eva-Haus zur Verfügung gestellt. Die übrigen Münzen und Medaillen werden zusammen mit den Archivalien und der Bibliothek des Vereins in der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek in Paderborn aufbewahrt.

Es ist der Wunsch des Vorstandes des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn, daß die Tradition des Vereins in der Behandlung von numismatischen Themen im Sinne der Gründer auch in Zukunft fortgesetzt wird! Bezogen auf die Erweiterung der Münzsammlung, müssen die Ziele allerdings wegen fehlender finanzieller Mittel anders gesteckt werden!