Das Reiseziel der gemeinsamen Sommerstudienfahrt ist vom 31. August 2022 bis 4. September 2022 das Saale-Unstrut Gebiet. Im Reisepreis inbegriffen sind alle Eintritts- und Führungskosten, Unterkunft- und Buskosten, zwei Mittagessen, sowie Trinkgelder. Reiseleitung: Marianne Moser und Walter Mayer

Wir weisen darauf hin, dass zum Antritt der Fahrt ein Impfnachweis oder Genesennachweis nach denn dann geltenden Regelungen vorzulegen ist.

Neuenburg an der Unstrut (Quelle: Wikipedia)

Die Region des Saale-Unstrut-Gebietes benennt sich nach den beiden größten Flüssen, die den Geo-Naturpark-Saale-Unstrut-Triasland durchfließen. Die „sächsische Saale“ entspringt in Oberfranken, bei Zell im Fichtelgebirge und mündet nach 413 Flusskilometern bei Barby in Sachsen-Anhalt in die Elbe (die „fränkische Saale“ dagegen entspringt in Unterfranken und mündet in den Main). Der Name leitet sich von „Salix“ = Weide ab. Die Unstrut bezieht sich in ihrem Namen (Sumpfdickicht) auf die Auenwälder an ihren Ufern. Sie entspringt im Eichsfeld, in Kefferhausen und mündet nach 190 km bei Naumburg in die Saale.

In den Flusstälern mit den Steilterrassen herrscht ein mildes Mikroklima. Die Böden aus Muschelkalk, Buntsandstein, Löß und Kupferschiefer geben den Weinen des nördlichsten Qualitätsweinbaugebietes Deutschlands mineralische Nuancen zum fruchtigen Bukett.

Das etwa 800 Hektar umfassende Weinbaugebiet liegt in den Bundesländern Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Die Süddeutsche Zeitung lobte im Januar 2020 die Region aufgrund der Vielfalt der Rebsorten und der innovativen jungen Winzer als „Wundertüte der deutschen Weinbaugebiete“ und „echte Entdeckung für Weinliebhaber“ (Patrick Hemminger: Saale-Unstrut: Eine echte Entdeckung für Weinliebhaber, sueddeutsche.de, aufgerufen am 31. Januar 2020).

Dem geht allerdings eine über 1000-jährige Tradition voraus. In einer Urkunde Kaiser Ottos III wird 998 der dortige Weinanbau erstmals erwähnt. Besonders im Kloster Sancta Maria Schulpforta widmeten sich die Zisterzienser der Weiterentwicklung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. In der Hochphase schätzt man die Weinanbaufläche im Saale-Unstrut Gebiet auf 10.000 ha, bevor ab dem 16. Jahrhundert eine Klimaverschlechterung eintrat und Missernten und Kriege hinzukamen. In der Folge wurden Flächen beispielsweise zum Kartoffelanbau genutzt. Die Reblaus brachte die Weinproduktion 1887 fast zum Erliegen, das Saale-Unstrut Gebiet wurde zum Reblaus-Seuchengebiet erklärt.

In der DDR überlebte der Weinbau zunächst nur durch Hobbywinzer, ab 1951 wurden alle Winzer gezwungen sich Agrargenossenschaften anzuschließen. Unbeliebt waren die Saale-Unstrut Weine in den 1980er Jahren da sie als zu trocken empfunden wurden und der Massengeschmack liebliche Sorten bevorzugte. Im Eiswinter 1986/87 erfroren 40 % der Rebstöcke, in der DDR war kaum Ersatz zu bekommen. Deshalb pflanzten die Winzer alles durcheinander an, was sie von Reisen mitbringen konnten. Daher kommt heute die manchmal sehr bunte Mischung in den Weinbergen zustande. Die Wende „überlebt“ hat, als ehemals volkseigener Betrieb, die aus dem 19. Jahrhundert stammende Sektkellerei „Rotkäppchen“ in Freyburg, die später mit der Sektkellerei „Mumm“ und “Chantré“ fusionierte. Schulpforta wurde nach der Aufhebung des Klosters zum Besitztum der sächsischen Herrscher. Über die VEB Weinbau Naumburg zum Landesweingut des Landes Sachsen-Anhalt mündete seine Geschichte schließlich 2008 in die Umwandlung in eine GmbH.

Natürlich ist nicht nur der Weinbau von Interesse auch wenn er mit der Geschichte der Region verwoben ist. Bereits in der Jungsteinzeit waren Kenntnisse der Jahreszeiten wichtig geworden, da man vom reinen Jagen und Sammeln zum Ackerbau übergegangen war. Die 7000 Jahre alte Kreisgrabenanlage bei Goseck wird als Sonnenobservatorium zur Bestimmung der Sonnenwenden gedeutet.

Kreisgrabenanlage bei Goseck (Quelle: Wikipedia)

Wesentlich bekannter ist die „Himmelsscheibe von Nebra“, auf der in der Frühbronzezeit Konstellationen von Sonne, Mond und Sternen verewigt wurden.

Im Mittelalter geschah ein bedeutender Umbruch als Karl der Große 780 bis an die Elbe vordrang und die Sachsen missionierte. Bis heute geprägt ist das Saale-Unstrut Gebiet durch die Ottonen. Es entstanden u.a. die Pfalzen Merseburg und Memleben, die Bistümer Zeitz und Merseburg. König Otto (962 als Otto I zum Kaiser gewählt) machte Magdeburg zu seiner Lieblingsresidenz. Nachdem er 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld die Ungarn besiegt hatte, löste er ein Gelübde ein und Magdeburg wurde 968 neben Trier, Köln, Mainz und Salzburg zum fünften Erzbistum. Durch die vielen Klostergründungen wurden die Landwirtschaft und der Weinbau systematisiert und modernisiert. Da die Saale auch Grenzfluss zu den heidnischen Slawen war, entstanden an ihrem Ufer zahlreiche Burgen.

Es gibt also viel zu sehen, lernen und schmecken in der Region. Die derzeitige weltpolitische und pandemische Lage macht es nicht leicht, eine Reise für den Herbst zu planen. Viele touristische Ziele geben derzeit keine genauen Auskünfte zu Führungsmöglichkeiten und Öffnungszeiten. Das vorgestellte Programm kann daher nur einen angestrebten Ablauf skizzieren. Wir bemühen uns, die Kosten so exakt wie möglich zu ermitteln. Wenn Sie sich für die Reise anmelden möchten, bekommen Sie vor der Fahrt einen detaillierten Reiseplan zugeschickt. 2021 hatten wir zumindest was Corona betrifft mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen und mussten während der Fahrt stets flexibel sein. Dennoch empfanden Viele die Reise auf die Schwäbische Alb als Befreiung aus der häuslichen Isolation und als ein schönes und unvergessliches Erlebnis. Die Gruppe wohnt im Hotel garni „Stadt Naumburg“ am Rande der Altstadt.

Naumburg

Die Anfänge der Stadt entstanden, als an der Mündung der Unstrut in die Saale und dem Kreuzungspunkt wichtiger Handelsstraßen im 11. Jahrhundert eine Burg und eine Propstei gebaut wurden. Nachdem Papst Johannes XIX im Jahr 1028/29 der Verlegung des Bischofssitzes von Zeitz nach Naumburg zustimmte, wuchs die Stadt an Bedeutung. Der romanische Dom konnte bei Ausgrabungen unter dem stehenden Bau nachgewiesen werden. Der heutige Kirchenbau wurde 1210 begonnen und 1242 geweiht. Es handelt sich um eine gewölbte Bündelpfeiler-Basilika mit Ostchor, Ostquerschiff und ausgeschiedener Vierung sowie einer dreiteiligen Krypta. Die Steinmetzarbeiten verraten Beziehungen zu Amiens und Reims. Die lebensgroßen Stifterfiguren mit ihren individuellen Zügen sind der bekannteste Anziehungspunkt des Baus, der 2018 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde. Die Stadt entwickelte sich in zwei getrennten, heute noch am Straßenverlauf ablesbaren Zentren, der Domfreiheit und der Marktsiedlung. Sie wurde zum Messezentrum und hatte ein Monopol für den Export der Farbpflanze Waid. Nach der Reformation und den Wirren des 30-jährigen Krieges verlor Naumburg an Bedeutung und wurde zur beschaulichen Beamten- und Pensionärsstadt.

Weißenfels

Das Museum im Schloss beherbergt u.a. die historische Schuhsammlung der ehemaligen DDR.Von der Mitte des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts war Weißenfels die Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Weißenfels. Aus dieser Zeit stammt das frühbarocke Schloss Neu-Augustusburg mit seiner Schlosskirche St. Trinitatis.

Schulpforta

Das Kloster claustrum apud Portam oder Sanctae Mariae ad Portam wurde 1137 von Bischof Udo I. von Naumburg gegründet. Die Zisterziensermönche kultivierten das Land um das Kloster und machten es so zu einem der reichsten Klöster Ostthüringens. Die Abteikirche (1137-1150) war ursprünglich eine kreuzförmige romanische Pfeilerbasilika mit einer flachen Balkendecke. Für den gotischen Neubau ab 1251 wurden die Schiffe verlängert und ein Kreuzrippengewölbe eingezogen.Nach der Aufhebung der Zisterzienserabtei im Jahr 1540 gründete der sächsische Herzog Moritz dort am 21. Mai 1543 eine der drei sächsischen Fürstenschulen. Noch heute wird das ehemalige Kloster als Schule zur Begabtenförderung genutzt.

Arche Nebra

Ähnlich dem Museum Keltenwelt am Glauberg schufen Architekten auch am Fundplatz der Himmelsscheibe von Nebra 2007 einen spektakulären Museumsbau. Die im Durchmesser 32 cm messende und 2 kg schwere Scheibe aus der Frühbronzezeit gilt als bisher älteste bekannte konkrete Himmelsdarstellung. Seit 2013 gehört die Himmelsscheibe von Nebra zum UNESCO-Weltdokumentenerbe in Deutschland.

Bei einer Führung kann man alles zum Objekt und dem Krimi seiner Inbesitznahme erfahren.

 

Programm:

Mi 31.08.22 

Abfahrt um 7.30:  SchützenplatzParkplatz am Fürstenweg

vormittags: Kyffhäuser, Führung und Mittagsimbiss

nachmittags: Einchecken im Hotel Stadt, Naumburg: Dom- und Stadtführung, Gemeinsames Abendessen im Braugasthaus

Do 01.09.22

Abfahrt Hotel um 8.15 Uhr

vormittags: Weißenfels –  Stadt, Schloss- und Museumsführung,  Goseck: Mittagsimbiss im Schloss, Kreisgrabenanlage Goseck Besichtigung im Infozentrum und auf dem Freigelände

nachmittags: Neuenburg – Burgführung, Freyburg: Stadtführung, Weinprobe und Brotzeit in einer Straußwirtschaft

Fr 02.09.22

Abfahrt Hotel um 9.15 Uhr

vormittags: Arche Nebra – Führung, Präsentation und Fundort

Memleben: Mittagsimbiss

nachmittags: Memleben – Klosterführung, Querfurt: Burgführung, Abendessen in Naumburg in Eigenregie

Sa 03.09.22

vormittags: Freizeit

mittags: Orgelkonzert an der Hildebrandt-Orgel in der Stadtkirche St. Wenzel

Rudelsburg: Mittagessen

nachmittags: Bad Kösen – Führung im romanischen Haus mit Käthe-Kruse-Puppenmuseum, Kloster Schulpforta: Führung mit Weinverkostung, gemeinsames Abendessen im Fischhaus

So 04.09.22

Abfahrt Hotel um 8.00 Uhr

vormittags: Zeitz – wahlweise Stadtführung oder im „unterirdischen Zeitz“ (nur für gute Fußgänger mit festem Schuhwerk geeignet),

Erfurt: Führung alte Synagoge und Mikwe,  Mittagessen im „Augustiner an der Krämerbrücke“

nachmittags: Freizeit bis 15 Uhr und kurze Rast am Grabhügel Leubingen

Ankunft Paderborn um ca. 20.00 Uhr

Wir weisen Sie darauf hin, dass die Anmeldungen in jedem Fall verbindlich sind und empfehlen sicherheitshalber eine private Reiserücktrittsversicherung! Die Sommerstudienfahrt ist ein gemeinsames Projekt des Förderkreises Historischer Museen in Paderborn-Schloß Neuhaus und des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Paderborn.

Übernachtung im Einzelzimmer: 760 € bis 30 Personen, 690 € bis 40 Personen.

Übernachtung im Doppelzimmer (Preis pro Person): 680 € bis 30 Personen, 620 € bis 40 Personen.

Anmeldungen nur schriftlich mit dem Anmeldeformular auf den letzten Seiten beim Altertumsverein, Pontanusstr. 55 (Stadt- und Kreisarchiv), 33102 Paderborn, bis Mittwoch, 15. Juni 2022.