Allgemein

Führung durch die Ausstellung „775 – Westfalen“

Von einer rätselhaften Ersterwähnung im Jahr 775 zum Herzogtum über ein Königreich bis zur preußischen Provinz im Jahr 1815 und zum Teil des bevölkerungsreichsten Bundeslandes. Eine Kriegergruppe, ein Herzogtum, ein Reichskreis und ein Königreich: Westfalen hatte in seiner Geschichte viele Gesichter. Im Mittelpunkt des Jubiläumsjahres1250 Jahre Westfalen  steht die Ausstellung „775 – Westfalen“ vom 16. Mai 2025 bis 1. März 2026 im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn. Der Altertumsverein bietet am 5. Juni um 16.0  Uhr eine Führung mit Beiratsmitglied Dr. Martin Kroker (Museum der Kaiserpfalz) an.

775 besiegt Karl der Große die „Westfalaos“. Prachtvoll ausgestaltet ist eine Sammlung königlicher Erlasse, die zwischen 813 und 817 aufgeschrieben wurden. Am Beginn steht einer gemalte/ornamentierte Doppelseite.
Sie zeigt einen Herrscher, entweder Karl der Große oder seinen Enkel Bernhard von Italien, der einer Frau, vermutlich Justitia, die Gesetzestexte überreicht.
Es könnte die älteste Abbildung Karls des Großen sein, die ab Mai 2025 im LWL Museum in der Kaiserpfalz zu bewundern ist.
Benediktiner Stift Paul Codex 4/1.
Foto: Gerfried Sitar

Paderborn als Stätte geschichtsträchtiger Ereignisse ist ein zentraler Ort – der Blick von heute auf die Historie ist Grundlage für neue künstlerische Ideen und Fragen nach Identität, Lebensgefühl und Zukunft. In der Paderborner Kaiserpfalz wandelt das Publikum an einem Stützpunkt Karls des Großen durch die 1250-jährige Geschichte Westfalens. Auf rund tausend Quadratmetern wird die vielfältige Entwicklung der Region und der Menschen, die in ihr wohn(t)en, anhand von archäologischen Funden, historischen Handschriften, Skulpturen und Gemälden erlebbar. Denn sie erzählen Geschichten von Tradition, Identität und Wandel.

Führung durch die Ausstellung „775 – Westfalen“ am Donnerstag 5. Juni 2025, 16 Uhr
LWL-Museum in der Kaiserpfalz, Am Ikenberg 1, 33098 Paderborn

Führender: Dr. Martin Kroker, Leiter des Museums

Anmeldungen bis Mittwoch, 5. Juni 2025, schriftlich oder telefonisch nur bei der Vereinsgeschäftsstelle, Pontanusstr. 55 (Stadt- und Kreisarchiv), 33102 Paderborn, Tel.: 05251/88-11598. Der Eintritt beträgt pro Person 9 Euro und wird vor Ort entrichtet. Weitere Führung ist am 30. Oktober 2025 geplant, wird aber noch im nächsten Rundbrief angekündigt.

 

14. April 2025|

Arbeitersiedlungen der frühen Moderne in Dortmund und Hagen

Der Altertumsverein Paderborn bietet für  Samstag, 24. Mai 2025, einen Tagesausflug nach Dortmund an. Die Führungen vor Ort  begleitet unser Vereinsmitglied Heiner Duppelfeld, die organisatorische Leitung übernimmt in bewährter Form unser Vorstandmitglied Marianne Moser. Herzlichen Dank für das ehrenamtliche Engagement!

 Wir fahren mit dem Busunternehmen Wächter aus Grundsteinheim.

Abfahrt: 8.00 Uhr am Bahnhof Paderborn à Parkplatz für Reisebusse; weiterer Haltepunkt am Liboriberg/ Ecke Liboristraße

Morgens:
1.  Station: Besuch der Alten Kolonie Eving im Dortmunder Norden

Typisches Haus der Alten Kolonie Eving am Nollendorfplatz (Quelle: Mario Fischer/Wikipedia CC BY 3.0)

Die Siedlung wurde zwischen 1898 und 1899 von der Zeche Vereinigte Stein & Hardenberg für in dieser Zeit verstärkt angeworbene Arbeiter -überwiegend aus Osteuropa – errichtet und bestand ursprünglich aus 76 Häusern mit 270 Wohnungen. Zentrum der Siedlung ist das Wohlfahrtsgebäude Kolonie Eving am Nollendorfplatz. In den 1970er Jahren wurde der drohende Abriss durch das Engagement einer Bürgerinitiative verhindert, der größte Teil der Siedlung blieb erhalten und wurde anschließend als Ensemble der Industriekultur unter Denkmalschutz gestellt.

2. Station:  Besuch der ehemaligen Bergbaukolonie Oberdorstfeld im Stadtteil Dorstfeld

Die Siedlung wurde zwischen 1913 und 1919 als Wohnsiedlung für die Bergarbeiter der Zeche Dorstfeld errichtet. Sie trägt die Züge einer Gartenstadt. Charakteristisch ist die gewachsen wirkende Anordnung der Straßenräume, Plätze, Gärten und Häuser. Die Siedlung Oberdorstfeld wurde 1993 als Flächendenkmal in die Denkmalliste der Stadt Dortmund aufgenommen. Im Siedlungsgebiet gibt es zusätzliche Baudenkmäler.

Das Mittagessen nehmen wir im Kolpinghaus am Bergischen Ring in Hagen ein (1 Stunde ist vorgesehen).

Nachmittags:
1. Station: Besuch der Riemerschmid Arbeitersiedlung im Wasserlosen Tal in Hagen

Der Münchener Architekt Richard Riemerschmid erhielt 1907 vom Hagener Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus den Auftrag zur Planung der Siedlung der Hagener Textilindustrie Gebr. Elbers AG mit 87 Arbeiterwohnhäusern und Gemeinschaftseinrichtungen. Die stark vom Heimatstil geprägten unterschiedlichen Haustypen der Siedlung mit rustikalem Charakter wurden aus dem grauen Kalkstein der unmittelbar angrenzenden Steinbrüche errichtet. Zu jedem Haus gehört ein rückwärtiger Garten zur Selbstversorgung. Das Vorhaben wurde nach der Fertigstellung von 11 Häusern eingestellt, die Arbeitersiedlung blieb so ein bauliches Fragment.

2. Station: Besuch der Cuno-Siedlung in Hagen-Wehringhausen

Gebäude der Cuno-Siedlung (Quelle: Rainer Halama/Wikipedia CC BY 3.0)

Die denkmalgeschützte Siedlung wurde nach dem Hagener Oberbürgermeister Willi Cuno benannt. 1926 -1927 entstanden 121 Wohnungen in 9 Gebäuden. In der Siedlung gab es auch Gemeinschaftseinrichtungen, z.B. eine Wäscherei und eine Wäscherei sowie eine Badeanstalt. Die Siedlung wurde im Stil des Neuen Bauens errichtet. Stellvertreter des Neuen Bauens sind das Bauhaus als experimentelle Lehrstätte und das Neue Frankfurt als erstes städtebauliches und soziales Projekt. Die Toreinfahrten und das hügelige Gelände geben der Cuno-Siedlung einen burgähnlichen Charakter.

Den Abschluss der Exkursion bildet um 17.00 Uhr ein gemeinsames Kaffee trinken im Café Blümchen im Osthoff-Komplex.

Die Rückkehr ist um 19.00 Uhr in Paderborn  geplant.

Anmeldungen bis Montag, 19. Mai 2025, schriftlich oder telefonisch nur bei der Vereinsgeschäftsstelle, Pontanusstr. 55 (Stadt- und Kreisarchiv), 33102 Paderborn, Tel.: 05251/88-11598. Teilnahmegebühr 28 Euro für Mitglieder, 32 Euro für Nichtmitglieder (gegen Abbuchung). Die Kosten für Mittagessen und Kaffee trinken sind selbst zu tragen.

14. April 2025|

Vortrag am 20. Mai im Paderborner Stadtmuseum: Archäologie aktuell in OWL

Erneut zeigt der Paderborner Altertumsverein einen Einblick in die Archäologie: Zahlreiche Baumaßnahmen in Ostwestfalen führten auch in den letzten Jahren zu spannenden Ausgrabungen. Die Archäologie kann wieder bisher unbekannte Einblicke in unsere Vergangenheit bieten: außergewöhnliche Funde wie ein kleines goldenes Schloss, Grabstätten an denen über Jahrhunderte die Menschen ihre Angehörigen bestatteten sowie neu entdeckte Siedlungsplätze aus den letzten sieben Jahrtausenden. Die Archäologen Sebastian Düvel und Sven Spiong von der LWL-Archäologie für Westfalen berichten im Paderborner Stadtmuseum am 20. Mai um 19.00 Uhr über spannende Projekte ihrer archäologischen Arbeit.

Neben den Spuren der einstigen Bebauung machten die Expertinnen und Experten aber auch noch andere Entdeckungen. Sie fanden die Reste von drei senkrecht im Boden vergrabenen Holzfässern. Die ersetzten den Menschen im Mittelalter vermutlich den Kühlschrank, darin lagerten sie Lebensmittel wie zum Beispiel Kannen voller Milch. Auch für das nötige Frischwasser war gesorgt, denn eine Brunnenanlage konnten die Archäologen ebenfalls nachweisen.

Die Veranstaltung ist ohne Anmeldung und kostenlos; Veranstaltungsort: Stadtmuseum Paderborn, Am Abdinghof 11, 33098 Paderborn.

In Wiedenbrück stieß ein Ausgrabungsteam auf eine gut erhaltene Holzkonstruktion – Zeugnis der frisch gegründeten Neustadt. (Quelle: Archäologie am Hellweg/U. Holtfester)

 

13. April 2025|

Geschichte entdecken – unser neues Programm für Sie

Liebe Vereinsmitglieder,

mit dem neuen Frühjahrsrundbrief  möchte ich Sie zum Vereinsprogramm des Sommersemesters einladen und über das vielfältige Programm unseres Vereins informieren.

Im Jahr 1824 ist der Altertumsverein im Gartenhaus des Domkapitulars Ignaz Theodor Liborius Meier gegründet worden. Ein Jahr später folgte dann die Gründung der Abteilung Münster. In diesem Jahr setzten wir deshalb die 200 Jahrfeier mit dem Tag der Westfälischen Geschichte in Münster fort. Dort wird im Landesmuseum eine Sonderausstellung eröffnet, die auf 200 Jahre Sammlungstätigkeit der beiden Altertumsvereine zurückblickt. Zudem stellen wir unser Jubiläumsbuch vor, das 200 Einblicke in die Sammlungen der Altertumsvereine bietet. Ich würde mich freuen, Sie am 9./10. Mai in Münster zu treffen.  

In diesem Jahr begehen wir aber noch ein zweites Jubiläum: 1250 Jahre Westfalen. Im Jahr 775 ist der Name Westfalen erstmalig in einer Chronik erwähnt. Ein würdiger Anlass, um auf die Geschichte dieser Region und ihrer Menschen zu blicken. Der Höhepunkt dieses Jubiläums ist die Sonderausstellung 775 – Westfalen. Die Ausstellung“ in der Kaiserpfalz. Unser Altertumsverein ist mit einigen Leihgaben vertreten. Als Verein werden wir im Sommersemester und im Wintersemester jeweils eine Führung anbieten.

Am 6. Juli werden wir zum ersten Mal ein Familienfest im Kloster Dalheim anbieten. Marianne Witt-Stuhr und Heiner Duppelfeld haben ein unterhaltsames Programm ausgearbeitet. Ich danke euch für das Engagement.

Ich freue mich auf die Veranstaltungen des Sommersemesters und setze auf ihre Mitwirkung.

Ihr Dr. Andreas Neuwöhner, Vereinsdirektor 

12. April 2025|

Sommerstudienfahrt 2025 – Jetzt anmelden!

Liebe Vereinsmitglieder,
es ist wieder soweit! Wir freuen uns, Ihnen die Sommerstudienfahrt 2025 anzukündigen, die uns vom Sonntag, 21. September bis Donnerstag, 25. September ins wunderschöne Hohenloher Land führen wird.
Unser gemütliches Quartier für die Tage wird das Landhotel „Günzburg“ in Eschental sein, wo wir entspannte Abende verbringen können. Auf dem Programm stehen spannende Ausflüge zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten: von den römischen Überresten in Osterburken und den karolingischen Schätzen in Michelstadt bis hin zur modernen Kunst in den renommierten Würthmuseen in Schwäbisch Hall und Künzelsau. Das ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was Sie erwartet!
Das genaue Programm sowie das Anmeldeformular werden dann im nächsten Frühjahrsrundbrief bereitgestellt.
Wir freuen uns auf eine tolle Zeit und viele interessante Erlebnisse!
Herzliche Grüße,

Marianne Moser M.A,

28. Februar 2025|

Barocke Flammschale gerettet: Restaurierung einer originalen Steinvase aus dem Jahr 1716

5.000 Euro für die barocke Flammschale:
(v.l.) Prof. Dr. Joachim Faulde (NRW Stiftung), Steinmetz Michael Diwo und Dr. Andreas Neuwöhner (Altertumsverein) freuen sich über ein besonderes Restaurierungsprojekt. Foto: Stadtmuseum

Seit über 200 Jahren engagiert sich der Verein für Westfälische Geschichte und Altertumskunde für den Erhalt bedeutender Zeugnisse der heimischen Geschichte. Im Jubiläumsjahr ist der Verein stolz auf ein besonderes Projekt: Eine originale barocke Steinvase aus dem Jahr 1716, welche die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs überstanden hat, kann mit Unterstützung der NRW-Stiftung restauriert und anschließend dauerhaft im Paderborner Stadtmuseum präsentiert werden. Prof. Dr. Joachim Faulde überbrachte für die NRW Stiftung nun den Förderbescheid über 5.000 Euro. „Ursprünglich zierte die Flammschale den prächtigen Giebel des Wohnhauses des Kaufmanns Bartholomäus Craß am Schildern 5“, erklärt Dr. Andreas Neuwöhner als Direktor des Altertumsvereins.

Das Gebäude wurde 1945 infolge der Bombenangriffe stark beschädigt. Beim Wiederaufbau in den1950er Jahren verzichtete man auf das Obergeschoss mit dem halbrunden Giebel. Erst mit der Sanierung im Jahr 2000 stellte die Sparkasse Paderborn die ursprüngliche Gestaltung wieder her, dazu wurde aber die originale Flammschale nicht eingebunden. Diese befindet sich im Eigentum des Altertumsvereins und weist noch die Spuren der Kriegszerstörungen auf.

„Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung der NRW-Stiftung, die es uns ermöglicht, dieses barocke Fassadendetail zu bewahren und es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen,“ betont Dr. Andreas Neuwöhner.

4. Januar 2025|

Meyerpreis geht an Dr. Kerstin Koopmann

Prof. Dr. Franz Dorn (Universität Trier, Dr. Kerstin Koopmann und Dr. Andreas Neuwöhner freuen sich über eine gelungene Preisverleihung in Minden.

Der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn e.V., hat den diesjährigen Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis an Dr. Kerstin Koopmann verliehen. Die Juristin hat mit ihrer Dissertation Die Wurzeln der Mindener Stadtrechtsreformation von 1613 – Ein Beitrag zur lokalen Rezeptionsgeschichte“ eine interessante Studie vorgelegt, die wertvolle Erkenntnisse über die sozialen und politischen Rahmenbedingungen der Frühen Neuzeit liefert.

Die Untersuchung analysiert die historische Entwicklung des Mindener Stadtrechts und beleuchtet die Wechselwirkungen zwischen lokalem Recht und der Rezeptionsgeschichte des römischen Rechts. Sie zeigt, dass die Mindener Stadtrechtsreform im 17. Jahrhundert eine Synthese aus tradiertem, rezipiertem und neu aufgenommenem Recht war, bei der der Einfluss des ius commune je nach Rechtsmaterie stark variierte.

Der mit 5.000 Euro dotierte Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis wird alle zwei Jahre an vielversprechende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zur Förderung der landesgeschichtlichen Forschung verliehen. Die Preisverleihung fand  in Minden statt.

20. September 2024|

Wertvoller Hausrat: Versteckt – verfallen – vergessen

Paderborner Altertumsverein dokumentiert wertvollen Hortfund aus dem 17. Jahrhundert

Die Sammlung und Erforschung vielfältiger Materialien zur Geschichte Westfalens – v.a. von Archivalien, Büchern, Münzen oder Kunst- und Alltagsgegenständen – zählt zu den originären Aufgaben des Altertumsvereins Paderborn seit seiner Gründung 1824. In diesem Jahr feiert der Verein, der zu den ältesten historischen Vereinen Deutschlands gehört, seinen 200. Geburtstag. „Neben den Vorbereitungen im Jubiläumsjahr gehen die eigentlichen Arbeiten natürlich weiter“, berichtet Prof. Dr. Michael Ströhmer. Gemeinsam mit der Archäologin Marianne Moser M.A. , die als Kustodin die Archäologische Sammlung des Vereins betreut, besucht er Dr. Sonja Hermann (Uni Bonn), die aktuell verschiedene Funde der umfangreichen archäologischen Sammlung für ein Inschriftenbuch dokumentiert. Darunter befindet sich ein sogenannter „Hortfund“ aus der Frühen Neuzeit. „Bei dem Bodenfund handelt es sich um insgesamt acht Zinnschüsseln und einen Bronzegrapen, die wohl 1956 unter der Diele eines Hauses an der Mühlenstraße geborgen worden sind. Das wertvolle Geschirr ist für die Stadtgeschichte von besonderem Interesse, weil mindestens drei der Schüsseln auf ihrer Bodenunterseite mit ungelenken Besitzerinschriften versehen sind“, weiß Michel Ströhmer. „Sie gehörten vermutlich dem Paderborner Bürger Johann tor Breden.“  Die Familie Zur Breden lässt sich seit den 1570er Jahren im Bürgerbuch der Stadt nachweisen und lebte damals in der Maspernbauerschaft. Ein „Johann“ und „Kersting“ zur Breden werden im „Kampf um Paderborn“ um 1600 als Anhänger des protestantischen Bürgermeisters Liborius Wichard in den Akten geführt. Dieser wurde 1604 vom Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg in einem Schauprozess zum Tode verurteilt und anschließend gevierteilt.

Genau hingeschaut: Die Archäologin Marianne Moser kümmert sich zusammen mit Ralf Otte M. A. seit vielen Jahren als Kustodin um die umfangreiche archäologischen Sammlung des Paderborner Altertumsvereins, die Dr. Sonja Herrmann aktuell fotografiert und dokumentiert. Die Objektbeschreibung des Hortfundes wird im Jubiläumsband des Paderborner Altertumsvereins aufgenommen/ zu lesen sein, der zum 200. Geburtstag im Herbst erscheinen wird.

Über Johann zur Breden: Johann tor Breden, seit 1571 eingetragener Bürger im Stadtquartier Maspernbauerschaft, erlebte zusammen mit seinem Sohn Kersting die politischen und religiösen Auseinandersetzungen um die Niederschlagung der Reformation in Paderborn.

Zeitgenössische Quellen berichten, dass beide Anfang Februar 1602 unter dem protestantischen Bürgermeister Liborius Wichard die „große Empörung und Rebellion“ gegen den amtierenden Stadtrat mit angeführt hätten. Hierbei wurden die Ratsherren im oberen Saal des damals noch gotischen Rathauses drei Tage lang inhaftiert. Nach Niederschlagung dieser ersten Bürgerrevolte zählte die Familie tor Breden womöglich zur Anhängerschaft Wichards, dessen „Kampf um Paderborn“ 1604 mit seiner Hinrichtung durch Fürstbischof Dietrich v. Fürstenberg blutig endete. Dessen siegreiche Söldner wurden nach der Eroberung der Stadt bevorzugt in jenen „rebellischen“ Haushalten einquartiert, die als Anhänger des hingerichteten Bürgermeisters galten. Ob hiervon auch das Wohnhaus des Johann zur Breden in der heutigen Mühlenstraße betroffen war, kann nur vermutet werden. Der weitere Verbleib der Familie mit Kersting, seiner Ehefrau Anna Starcken und einer Margarethe thor Breden in der Stadt ist noch für die nächsten 24 Jahre bis 1628 belegt. Damit dürften die Zur Breden auch die Frühphase des Großen Krieges miterlebt haben, die wie 1604 mit mehrfachen Einquartierungen beutehungriger Soldateska einhergegangen war. Somit dürfte sich für die Hausbewohner zwischen 1621/22 (Stadtbesetzung durch Herzog Christian v. Braunschweig) und 1628 vermutlich mehrfach die Notwendigkeit ergeben haben, ihren wertvollen Hausrat vor Diebstahl kurzfristig unter dem Deelenboden in Sicherheit zu bringen. Die Familie tor Breden lebte noch bis Mitte der 1620er Jahre in Paderborn, bevor sich ihre Spur in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verliert. Ob sie vor dem Verlassen ihres Hauses ihr Kücheninventar unter den Dielenbrettern vor plündernden Soldaten o. ä. verborgen hat, bleibt jedoch spekulativ.

 

 

 

Über den Hortfund:

Insgesamt wurden unter dem Holzboden des Hauses in der Mühlenstraße acht Zinnschüsseln entdeckt. Fünf der acht Zinnschüsseln hatten ein Ursprungsgewicht von vier Bremer Pfund (ca. 2000 g), bei den übrigen drei Exemplaren handelt es sich um ehemalige „Dreipfünder“ (ca. 1500 g). Auf den Vierpfündern I und V haben sich jeweils drei parallel eingeschlagene Meister-Marken mit den Initialen „C. D.“ erhalten. Es könnte sich hierbei um den Bremer Kannegießer Claus Detmers (ca. 1573–1603, Meyer-Eichel 1931, S. 86) handeln, da Zinnimporte aus der größeren Hafenstadt in die kleinere Hansestadt Paderborn für die erste Dekade des 17. Jahrhunderts belegt sind. Der Gesamtwert aller acht Schüsseln, welcher sich primär am Materialeinsatz bemaß, lag um 1600 bei ca. sieben bis acht Reichstalern. Dieser Einkaufspreis entsprach ungefähr dem Monatslohn eines Maurerpoliers, der am Paderborner Rathausneubau (1613–18) beschäftigt war.

 

23. Februar 2024|

Geschichte für alle Generationen – Altertumsverein freut sich über Heimatpreis

Herzlichen Dank an die Stadt Paderborn für die Ehrung mit dem Heimatpreis! Der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens ist schon 200 Jahre alt und ist somit der drittälteste Geschichtsverein Deutschlands. 

Im Paderborner Ratssaal nahm Direktor Dr. Anderes Neuwöhner zusammen mit Vereinsgeschäftsführer Jonas Eberhard und Kassierer Jürgen Meier die Ehrung durch Bürgermeister Michael Dreier entgegen.

Über uns: Der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn e. V., hat in seiner 200-jährigen Geschichte nachhaltige Spuren im ostwestfälischen Raum hinterlassen. Seit seiner Gründung im Jahr 1824 steht er für die Erhaltung und Sicherung historischer Dokumente. Damals rettete der Verein die bedrohten Archivbestände von säkularisierten Klöstern und gab das Westfälische Urkundenbuch heraus. Das Archiv und die Bibliothek des Altertumsvereins befinden sich heute in der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek. Die umfangreichen archäologischen, kunstgeschichtlichen und numismatischen Sammlungen befinden sich in verschiedenen Museen. In den vergangenen Jahren hat der Altertumsverein zahlreiche historische Ausstellungen mit Exponaten und Leihgaben unterstützt.

Fördern und Forschen
Mit der eigenen Reihe „Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte“ fördert der Verein die wissenschaftliche Regionalforschung. Gemeinsam mit dem Landschaftsverband und dem Altertumsverein Münster wird außerdem in jedem Jahr der „Tag der westfälischen Geschichte“ veranstaltet. Darüber hinaus steht auch die Förderung von engagierten Nachwuchshistorikern im Fokus der Vereinsarbeit: Jährlich wird der Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis vergeben. Mit diesem Preis werden Nachwuchswissenschaftler für herausragende Arbeiten, die sich mit Geschichte Ost- und Südwestfalens befassen, ausgezeichnet. Mitgliederversammlungen, wissenschaftliche Vorträge, Ausstellungen, Studien- und Museumsfahrten runden das Vereinsprogramm ab. Vereinsmitglieder erhalten kostenlos die „Westfälische Zeitschrift“, die Zeitschrift „Westfalen“ und werden zu Vorträgen und Exkursionen eingeladen.

Sie möchten unsere aktive Vereinsarbeit unterstützen? Werden Sie Mitglied!

 

17. Dezember 2023|

Herbstliche Einladung zum Wintersemesterprogramm 2023

Liebe Vereinsmitglieder,

mit dem Herbstrundbrief möchte ich Sie zum Vereinsprogramm des Wintersemesters einladen und über das vielfältige Programm unseres Vereins informieren.
Die Mitgliederversammlung hat in diesem Sommer in Delbrück stattgefunden und war erfreulich gut besucht. Ich darf mich bei den Vorstands- und Beiratsmitgliedern bedanken, dass Sie sich in den kommenden vier Jahre für den Altertumsverein engagieren werden. Mein besonderer Dank gilt unserem langjährigen Schatzmeister Franz-Josef Krüger, der sein Amt an Jürgen Meier, Verwaltungsleiter des Kulturamts Paderborn, übergeben hat. Das Engagement von Franz-Josef Krüger ist herausragend, so dass ihm die Mitgliederversammlung die Ehrenmitgliedschaft verliehen hat.

Unser Verein geht jetzt auch neue Wege, um Sie und die interessierte Öffentlichkeit bestmöglich zu informieren. Dazu hat Marianne Witt-Stuhr einen Instagram Account „altertumsverein.paderborn“ eingerichtet. Schauen Sie doch einmal dort rein und folgen Sie dem Altertumsverein auf Instagram. Sie können sich auch bei unserem Newsletter anmelden. Dort erhalten Sie per Mail die aktuellen Veranstaltungen mitgeteilt. Bitte melden Sie sich bei Marianne Witt-Stuhr: schriftfuehrer@altertumsverein-paderborn.de.

Zuletzt möchte ich Sie noch auf unser neues Buch „Monumenta. Erinnerungsorte zwischen Weser und
Lippe“ verweisen. Sie können es als Vereinsmitglied für 15 Euro im Stadt- und Kreisarchiv erwerben oder bei unserem Geschäftsführer Jonas Eberhardt bestellen: geschaeftsfuehrer@altertumsvereinpaderborn.de.

Ich freue mich auf die Veranstaltungen des Wintersemesters.

Dr. Andreas Neuwöhner, Vereinsdirektor

22. November 2023|
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