Münsterländer Schlösserfahrt

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Tagesfahrt am Samstag, 18. Juni 2022

Münsterländer Schlösserfahrt, 2. Teil, Schlösser im Kreis Coesfeld und im Stadtbereich von Münster

Leitung: Studiendirektor a. D. Klaus Hohmann, Marianne Moser M.A.

Am Samstag, dem 18. Juni 2021, findet unter der gewohnten Leitung von Marianne Moser und Klaus Hohmann die jährliche kulturhistorische Tagesfahrt statt. Als erstes wird das Schloss Senden, eine Gräftenanlage, die seit der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden ist, von außen besichtigt. Das Herrenhaus ist das älteste westfälische Renaissancegebäude mit Dreistaffelgiebel. Die anderen Bauten entstanden im 18. und 19. Jahrhundert, zum Teil mit älterer Bausubstanz. ─ Durch Heirat ging das Rittergut der Herren von Senden an die Familie Droste zu Keckesbeck, verwandt mit den Droste zu Vischering. Die Familie besetzte mehrfach Sitze im Münsteraner Domkapitel. Bei Kriegsende von britischen Soldaten vastiert, wurde das Schloss von den Droste 1957 verkauft und unterschiedlich genutzt, schließlich seit 2015 schrittweise saniert, nachdem ein neu gegründeter Verein das Schloss erworben hatte. Auch der Park ist zu besichtigen.

Nächstes Ziel ist Haus Havixbeck in Lasbeck, eine große Gräftenanlage, ursprünglich auf zwei Inseln errichtet an Stelle eines mittelalterlichen Schulzenhofes. Das Haupthaus im Renaissancestil, eine Dreiflügelanlage mit Dreistaffelgiebel und Turm, entstand seit 1562 und wurde 1654 erweitert. Die Rentei wurde um 1600 errichtet, die Kapelle im Westflügel 1881 eingerichtet. Letztere wurde im 19. Jahrhundert umgebaut. Der Architekt Johann Conrad Schlaun ergänzte die Anlage um 1733 durch Brücken- und Garten-Pfeiler sowie eine Futtermauer um die Insel. Die Ökonomiebauten stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Seit 1601 ist das Schloss ununterbrochen im Besitz der Familie von Twickel, kann daher nur von außen besichtigt werden. Die von Twickel stammen aus dem Bereich von Utrecht in den Niederlanden, wo ein Twickel bereits in der Karolingerzeit im Jahr 874 bezeugt ist. Die Familie blieb in der Reformationszeit katholisch. Als ein Rudolph von Twickel die Adelige Emigardia von Bevern heiratete, kam Haus Havixbeck in das Eigentum derer von Twickel. Schon seit dem 14. Jahrhundert auch in Diensten des Münsteraner Bistums, hatten die von Twickel seit 1635 das Drostenamt in den zusammengelegten Ämtern Rheine und Bevergen inne. Sie konnten auch zwei weitere Güter und die Brauerei Westheim erwerben. Einige Mitglieder errangen hohe Positionen im Reich und im heimischen Bistum.

Sehr bekannt ist das nächste, unweit von Schloss Havixbeck gelegene Rüschhaus in Münster Nienberge. Auf dem Gelände eines bischöflichen Lehnshofes seit dem 14. Jahrhundert, den 1743 der berühmte fürstbischöfliche Architekt Johann Conrad Schlaun (1695-1773) gekauft hatte, errichtete dieser dort seinen Sommersitz. Den besonderen Reiz des Wohnhauses macht die selbstbewusste Verbindung von Adelskultur, bürgerlicher Architektur und bäuerliches Wirtschaften aus. Die Dreiflügelanlage aus einzeln stehenden Bauten in Backstein ist im zentralen Wohnhaus als Längsdielenhaus gebildet. Es hat wie die Ökonomieflügel vertiefte Wandflächen, Werksteingliederungen und Dächer mit Krüppelwalm. Dreiviertelkreis-Mauern verbinden die drei Bauten. In der Wohnhausfront sitzt unter dem hohen konkav schwingenden Giebel das Deelentor. Am Vorbau der Gartenseite mit einer Freitreppe sind die Wappen des Ehepaares Schlaun angebracht.

1825 erwarb Clemens August II. von Droste zu Hülshoff das Anwesen, im Jahr darauf zog dort Annette von Droste-Hülshoff mit ihrer Mutter Therese Louise, geb. von Haxthausen, ein. Ein Nachfahre sammelte im Haus Objekte aus dem Besitz der Familie. Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte Haus wurde schließlich als Landgut verpachtet, blieb aber zu besichtigen und am Ende von der Drostenfamilie als Museum an die Annette-von-Droste-Hülshoff-Gesellschaft verpachtet. Eine neue Stiftung auf den Namen der Dichterin, die 2012 entstand, übernahm die Nutzung. ─ Durch das Rüschhaus wird in kleineren Gruppen etwas zeitversetzt geführt.

Wenig entfernt liegt Burg bzw. Haus Hülshoff, Hauptsitz der gleichnamigen Drostenfamilie und Geburtsstätte der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. 1417 wurde die damalige, schon 1249 erwähnte Burg Stammsitz der Droste, die zum westfälischen Uradel gehörte und im westfälischen Raum über Jahrhunderte viele hohe Ämter innehatten.

Die Burg ist heute als Droste-Museum und als Restaurant seit 2018 auch als Burg-Hülshoff-Center of Literature eingerichtet. Die letzte Besitzerin aus der Drostefamilie hatte zuvor 2012 die Burg an die Annette-von-Droste-Hülshoff-Stiftung zur Nutzung übertragen, die 2014 auch umfangreiche bauliche Maßnahmen zur Sicherung übernahm.

Das zweigeschossige schlichte Wasserschloss mit Staffelgiebeln liegt auf zwei Inseln, die ein Park umgibt. Das Haupthaus ist ein Backsteinbau mit Werksteingliederung, angebaut ist im rechten Winkel ein niedrigerer Seitenflügel. Im Inneren wurde das Gebäude Ende des 18. Jahrhunderts stark verändert, 1870 eine neugotische Burgkapelle geschaffen. Die L-förmige Vorburg mit zwei Ecktürmen im Stil des Haupthauses entstammt der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Das Mittagessen wird im Burgkeller von Haus Hülshoff oder bei entsprechendem Wetter auf der Terrasse stattfinden.

Unweit Haus Hülshoff und Rüschhaus liegt im westlichen Münsterschen Stadtteil Kinderhaus Schloss Wilkinghege. Es hat eine wechselvolle Eigentümergeschichte. Die Adelsfamilie von Rhemen zu Barenfeld ist im frühen 14. Jahrhundert im Lehensbesitz bezeugt, noch im gleichen Jahrhundert geht es an die Erbmannsfamilie von Cleyhorst. Die Münsterschen Erbmänner bildeten das städtische Patriziat, das sich zum Teil mit dem Landadel versippte. Durch eine weitere Erbmännerfamilie, von Steveninck zu Broich, entstand der Neubau, der im frühen 18. Jahrhundert umgebaut wurde. 1799 ist das Schloss wieder im Eigentum der Rhemen zu Barenfeld, bewohnt unter anderem von dem Bruder der Annette von Droste-Hülshoff Werner-Constatin. Er bewirtschaftete das Landgut bis 1826. Seit 1955 in bürgerlichem Eigentum, wurde Wilkinghege zum Hotel umgewidmet.

Das Herrenhaus in Backstein mit Mansardendach auf der Zweiinselanlage wurde in der Barockzeit umgebaut, vermutlich durch den Baumeister Lübbert Hagen, der auch in Schloss Nordkirchen die Bauarbeiten übernahm. Mittelrisalit, Freitreppe und hohe Fenster veränderten die Südseite des Haupthauses stark, ebenso ein neuer östlicher Treppenturm. 1892 ergänzte eine neubarocke Kapelle das Ensemble.

Nach kurzer Fahrt ist der Drostenhof in Wolbeck erreicht, der nur von außen zu besichtigen ist. Das Gebäude entstand im 16. Jahrhundert auf dem Gelände eines früheren Burgmannshofs. Den Neubau ließen Dietrich von Merveldt und seine Ehefrau Gertrud von Nagel errichten. Die Familie Merveldt stammte aus dem heutigen Dülmener Ortsteil Merfeld und bewohnt das Schloss bis heute. Durch den Grafen von Limburg hatte die Familie um 1430 das Drostenamt in Stromberg erhalten. Der Familie der Gertrud von Nagel gehört seit dem 16. Jahrhundert das Haus Ittlingen in Aschberg, das vorletzte Ziel der Exkursion.

Zum Drostenhof gehört neben dem Haupthaus das Torhaus und der Ökonomiebau, alle gelegen um einen Hof. Das Backstein-Herrenhaus im Renaissancestil mit hohen Geschossen, Staffelgiebeln und Treppenturm an der Hofseite ist in der Fassade dekoriert. Im Inneren umfasst das Erdgeschoss vier Repräsentationsräume. Das Torhaus hat eine reiche Werksteingliederung (Baumberger Sandstein) und Staffelgiebel. Die Gebäude wurden stilistisch zum Vorbild vieler Gebäude in Münster und sind zugleich ein typisches Beispiel für die Adelskultur in Westfalen.

Die letzten beiden Ziele liegen wieder südlich in Ascheberg, wo auch die erste Schlösserfahrt endete. Zuvor steht dort im Hotel Lohmann in Rinkerode die Kaffeepause an. Das Mittagessen bei der ersten Exkursion hat auch in diesem Lokal stattgefunden. Der Adelssitz Ittlingen ist erstmals um 1300 erwähnt und von 1540 bis heute im Besitz der Familie von Nagel. Die uradelige Sippe stammt aus der Grafschaft Ravensberg und ist Mitte des 15. Jahrhunderts dort als Inhaber der Amtsmannschaft bezeugt. Stammsitz ist das Schloss Königsbrück. Es liegt in Melle im Landkreis Osnabrück. Durch eheliche Verbindung kam Schloss Ittlingen an die Familie, so dass dort eine neue Linie mit zwei Folgelinien entstand.

Schloss Ittlingen ist eine umgräftete Zweiinselanlage mit Ringwall um die Hauptinsel. Das dreiflügelige Backsteinhaupthaus mit zwei Pavillontürmen an den Seitenflügeln besteht in dieser Gestalt seit etwa 1775 und ist so nach Plänen von Johann Conrad Schlaun entstanden. Er bezog ältere Bauteile von 1692 mit ihrerseits älteren Resten in die Umformung ein. Die innere Struktur besteht ebenfalls seit dem 18. Jahrhundert fast unverändert. Die Ökonomie ist unter Einbeziehung des älteren Bauhauses 1948 neu entstanden.

Unweit entfernt liegt Haus Venne. Die ältere Anlage, ursprünglich vermutlich Sitz einer Sippe von Venne, dann Eigentum der Familie von Karthausen, war ein Fachwerkensemble. Es kam 1299 an die weit verzweigte Sippe von Galen, 1611 schließlich an die Familie von Ascheberg, seit langer Zeit im Besitz der Amtsmannschaft des Amtes Werne. Sie stellte dort 1802 auch den ersten preußischen Landrat. Durch Heirat kam das Schloss 1936 an die bürgerliche Familie Dietrich.

Architekt des bestehenden, von 1711 bis 1719 errichteten Barockensembles ist der aus Warendorf stammende Münstersche Baumeister Lambert Friedrich Corfey. Er war der Lehrer Schlauns. In das elfachsige Haupthaus in gelbem und rotem Backstein mit Werksteingliederung führt eine Freitreppe. Es gibt keine Seitenflügel. Der Saal von 1770/71 und die Schlosskapelle sind im Rokokostil dekoriert. Das später als Gruftanlage umgewidmete Gartenhaus hat Schlaun entworfen. Die eingeschossigen Backstein-Ökonomiebauten weisen auch Werksteingliederungen auf.

Programm:

7.30 Abfahrt Paderborn, Liboriberg, Ecke Liboristraße

7.35 Abfahrt Hauptbahnhof

10.00 Uhr Außenbesichtigung Schloss Senden in Senden-Holtrup

13.00 – 14.00 Uhr Mittagessen im Museumsrestaurant Burg Hülshoff, Havixbeck

15.00- 16.00 Uhr Kaffeepause im Hotel Lohmann, Ascheberg-Rinkerode

17.00 Uhr Abfahrt von Haus Venne, Ascheberg-Mersch

19.00 Ankunft in Paderborn

Die Teilnehmerzahl ist auf 40 Personen begrenzt. Anmeldungen schriftlich oder telefonisch beim Verein, Pontanusstraße 55 (Stadt- und Kreisarchiv), 33102 Paderborn. Alle weiteren Informationen werden im Programm des nächsten Sommers veröffentlicht. Die Teilnahmegebühr wird 32 Euro (für Mitglieder) bzw. 35 Euro (für Nichtmitglieder) betragen und dabei 8 Euro Museumsgebühren einschließen. Die Kosten der Verpflegung sind wie immer selbst zu tragen.

 

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