1. Teil – Schlösser in den Kreisen Coesfeld und Warendorf
Am Samstag, den 7. August, findet unter der Leitung von Marianne Moser und mit Führungen des Vereinsmitglieds Klaus Hohmann die jährliche kulturhistorische Tagesexkursion statt.
Die Fahrt beginnt mit der Außenbesichtigung von Burg Vischering bei Lüdinghausen, bis heute im Besitz der Droste zu Vischering, an den Kreis verpachtet als Münsterlandmuseum. Nach einem Großbrand wurde die bedeutende, sehr geschlossene Anlage auf einer Insel bis 1580 im Renaissancestil mit Vorwerk erneuert. Als nächstes Ziel geht es zum Haus Sandfort in Olfen, nahe Nordkirchen gelegen. Mittelpunkt der Gräftenanlage aus dem frühen 16. und 18. Jahrhundert, mit Ökonomiegebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, ist das in Bruchstein und Backstein errichtete Haupthaus mit eingezogenem Turm. Gleich alt ist das Brauhaus mit zwei Ecktürmen, wie die Ökonomie auf der Vorburginsel gelegen. Die Anlage stimmt ein in eine Vielzahl vergleichbarer Schlösser, die in den beiden Exkursionen besucht werden. Sie ist zugleich ein charakteristisches Beispiel, dass die Schlosstürme zu einem militärisch sinnlosen Bauzitat für Adelshäuser geworden sind.
Die Kleinstadt Olfen ist seit dem Ende des 9. Jahrhunderts dokumentiert. Die Burgbesitzer Frydag-Löringhoff zählten zum sog. westfälischen Uradel, der seit dem 11./12. Jahrhundert feststellbar ist. Wie aus vielen anderen alten westfälischen Geschlechtern gingen viele Mitglieder nach Ostpreußen und Livland. Als Deutschordensritter oder Schwertbrüder im Baltikum erreichten sie oft hohe Positionen. Von etwa 1300 bis 1550 waren die Grafen von Mecheln, einer Grafschaft bei Antwerpen, Eigentümer. Seit 1719 sitzen die von Bodelschwingh auf Haus Sandfort. Aus einer Linie der berühmten Familie stammen preußische Minister und Oberpräsidenten, ebenso Pastor Friedrich von Bodelschwingh, der Gründer der Bethelschen Anstalten. Sandfort ging durch Kauf 1869 an die Grafen von Wedel, deren Sippe im ganzen Nord- und Ostseeraum saß. Die letzte Wedel, die den ursprünglichen Namen der Bodelschwingh von Hagen trug, adoptierte im vorigen Jahrhundert den Grafen Friedrich von Plettenberg, der den mütterlichen Namen dem seinen hinzufügte.
Das bedeutendste Ziel des Tages ist Schloss Nordkirchen. Die in der Grundanlage Versailles folgende Anlage um zwei sich erweiternde Höfe, das „westfälische Versailles“ ist vom Münsteraner Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg seit 1700 in fast dreieinhalb Jahrzehnten an der Stelle einer Anlage des 11. Jahrhunderts, seit dem 13. Jahrhundert in Pacht der Herren von Lüdinghausen, erbaut worden. Architekten waren Gottfried Laurenz Pictorius, sein Sohn Peter, dann Johann Conrad Schlaun. Die vor allem im Sauerland an vielen Orten begüterten Plettenberg blieben bis 1833. Als Erbe übernahm es der ungarische Graf Miklos Ferenc aus der berühmten Esterhazy-Familie. 1903 kaufte der Herzog von Arenberg das Schloss, Inhaber eines dem Wiener Kongress verdankten niederrheinischen Miniherzogtums. Die Erben ließen das Schloss verfallen, die Nutzung seit 1918 war unterschiedlich. Das Land NRW rettete und sanierte das Schloss für die zentrale staatliche Finanzschule.
Der Kopfbau mit seitlichen, architektonisch angebundenen Pavillons verbindet sich mit den abgetreppten Flügeln der Dienerschaft. Alle Bauten sind in rotem Backstein erbaut. Den weitläufigen Park bereichern außer Figuren und Vasen architektonisch die barocke sog. Oranienburg, der Marstall von 1813, die spätbarocke vielgliedrige Orangerie von Schlaun, Treibhäuser und Fasanerie. ─ Die Gruppe wird von einem bestallten Führer eine Stunde durch Schlossanlage und Park geführt.
Ein weiteres bedeutendes Ziel ist Schloss Westerwinkel in Ascheberg-Herbern im Eigentum einer Linie der alten münsterländischen Familie von Merveld / Merveldt. Die Familie besaß unter anderem das Drostenamt in Wolbeck. Sie stellte viele Mitglieder der fürstbischöflichen hohen Beamtenschaft und des Domkapitels. Auch im baltischen Kurland saß ein Zweig. Die Gräftenanlage mit drei Inseln, Nebengebäuden, Landschaftspark und Alleen ist seit 1225 dokumentiert. Der Hauptbau ist eine 1663 bis 1668 errichtete verputzte Vierflügelanlage der Renaissance mit Eckbastionen und Vorburg. Deren Tor ist 1663 bezeichnet. Zum Park gehören die Orangerie des 17. Jahrhunderts, ein zweigeschossiger barocker Pavillon und das Gärtnerhaus des frühen 20. Jahrhunderts.
In Sichtweite liegt Haus Byink, im Eigentum der Familie von Elverfeld. Die Vorfahren saßen als münstersche Burgmannen auf Burg Herbede (Witten). Zu dem Erbe der Beverförde-Werries in Witten-Werne kam 1883 Schloss Canstein in Marsberg hinzu. Erhalten sind von der Anlage auf zwei Inseln Torhaus und Bauhaus. Das Backstein-Torhaus, bezeichnet 1561, ist repräsentativ gestaltet mit Kreuzstockfenstern, Rautenmustern aus glasierten Backsteinen und Bildern von Bewaffneten, in Westfalen singulär. Repräsentativ sind auch die Dreistaffelgiebel der Renaissance mit kugelbekrönten Halbkreisen. Das Torhaus von Haus Byink ist eines der ältesten Renaissancegebäude dieses Stils in Westfalen.
Nach dem Mittagessen im renommierten Hotel und Landgasthaus Lohmann in Drensteinfurt-Rinkerode steht als nächstes Ziel ein kurzer Aufenthalt bei den verbliebenen zwei Gebäuden von Haus Bisping. In Sichtweise liegt das weitläufige Gut Haus Borg in Rinkerode, gelegen auf drei Inseln mit Bauten des 15. bis 18. Jahrhunderts. Die in zwei Linien geteilte Familie der Kerkerink Borg als früherer Eigentümer saß außer in Rinkerode auf Haus Stapel in Havixbeck. Haus Borg ist erstmals 1264 erwähnt. Es ging 1988 an den Dortmunder Industriellenmakler Martin Dreier und ist ausschließlich privat genutzt. Haus Bisping übernahm gleichzeitig sein Bruder Erich Dreier, der die Immobiliengesellschaft mit ihm gemeinsam führt. Ein Drensteinfurter Stadtführer wird anwesend sein und Privates über die Kerkering Borg berichten.
Die letzte Besichtigung gilt Haus Steinfurt in Drensteinfurt, einer Gräftenanlage, die ursprünglich aus zwei Inseln bestanden hat. Der Dreiflügelbau, errichtet 1706 bis 1709, ist ein Werk des bekannten Münsteraner Architekten Lambert Friedrich von Corfey. Zur Vorburg gehören die Ökonomiegebäude von 1627, das südliche Torhaus mit Staffelgiebeln, entstanden von 1583 bis 1591, und ein weiteres Torhaus sowie eine Wassermühle.
Anmeldung telefonisch oder schriftlich bei der Vereinsgeschäftsstelle bis 23. Juli 2021. Die Kosten für die Verpflegung sind selbst zu tragen.
Leitung: Studiendirektor a. D. Klaus Hohmann, Marianne Moser M.A.
Programm
7.30 Uhr Abfahrt Paderborn, Liboriberg, Ecke Liboristraße
7.35 Uhr Abfahrt Hauptbahnhof
9.45 -10.15 Uhr Führung auf Burg Vischering, Kreis Coesfeld
13.00 – 14.00 Uhr Mittagessen im Hotel Lohmann, Rinkerode
16.15 – 17.00 Uhr Kaffee im Cafè Lünningmeyer in Ascheberg
19.00 Uhr Ankunft Paderborn
Die Teilnahmegebühr beträgt für Vereinsmitglieder 29 Euro und wird abgebucht. Nichtmitglieder zahlen 32 Euro, entweder im Bus oder auf das Vereinskonto bei der Volksbank Paderborn, IBAN: DE75 4726 0121 8731 207300, BIC: DGPBDE3MXXX. Teilnehmer, die mit eigenem Auto teilnehmen, entrichten 10 Euro.
Für die Führungen und Besichtigungen entstehen keine weiteren Kosten.
Pandemiehinweis: Wie Sie alle miterleben, ändern sich durch die Pandemie fast täglich die Bedingungen und Möglichkeiten der Begegnung. Alle Exkursionspläne können wir deshalb nur unter Vorbehalt erstellen. Ob und wie die Durchführung möglich sein wird, kann nur sehr kurzfristig geklärt werden und hängt von den dann geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen ab. Wir informieren Sie über die Homepage des Vereins. Außerdem werden Sie telefonisch oder per Mail kontaktiert, wenn Sie sich zu einem der Veranstaltungen angemeldet haben. Bitte geben Sie deshalb, wenn möglich, E-Mail-Adresse oder Telefonnummer beim Geschäftsführer des Vereins, Herrn Jonas Eberhardt, 05251 8811598 oder geschaeftsfuehrer@altertumsverein-paderborn.org an.