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Wie im Mittelalter wissenschaftliches Denken entstand

In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts gewannen vor allem in Frankreich die städtischen Domschule zusehends an Bedeutung, vor allem dort, wo Lehrer Gemeinschaften mit Schülern bildeten, die das überlieferte Wissen nicht mehr einfach weitergeben wollten, sondern zudem nach Wegen suchten, die Widersprüche in den überlieferten Texten zu erkennen und aufzuheben. Noch immer ging es darum, die Glaubenswahrheiten besser zu verstehen, aber wer die Glaubenswahrheiten richtig verstehen wollte, sollte sich nicht allein auf die bekannten Lehrautoritäten stützen, sondern selbst in der Lage sein, die Grundlagen des Glaubens und Verstehens zu reflektieren. Damit trat die Vernunft ins Zentrum der Lehre und sollte für einen Großteil der Lehrer auch den Glauben leiten. Dass damit nicht nur das Zeitalter der Scholastik, sondern zugleich das wissenschaftliche Denken begann, ist die These von Frank Rexroth, der damit die überkommenen ‚Meistererzählungen‘ in Frage stellt, die die Anfänge der Wissenschaft im Spätmittelalter oder gar erst im 17. Jahrhundert verorten. Wie sich in den damaligen Schulen dieses neue Denken bilden konnte, auf welchem sozialen Boden sich die neuen Meister-Schüler-Verhältnisse etablierten und in welcher Weise die neuen Lehrformate das Wissen auf eine neue Grundlage stellten, wird der Göttinger Professor für die Geschichte des Mittelalters in seinem Vortrag ausführen. Zu dem damit angesprochenen Thema hat er unlängst ein Buch unter dem Titel ‚Fröhliche Scholastik‘. Die Wissensrevolution des Mittelalters vorgelegt, das gerade von der Geschichtszeitschrift DAMALS in der Kategorie ‚Einzelstudie‘ zum Buch des Jahres gekürt wurde. Es reiht sich ein in seine vielen Studien zur Experten- und Gelehrtenkultur des Mittelalters, die ihn selbst zum Experten für die Frage nach dem Beginn es wissenschaftlichen Denkens gemacht haben.

Der Vortrag findet in Zusammenarbeit mit dem Historischen Institut der Universität Paderborn, Lehrstuhl Prof. Dr. Hermann Kamp und Prof. Dr. Frank Rexroth, Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Geschichte der Universität Göttingen statt.

 

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