Allgemein

Ausstellung: Monumenta. Erinnerungsorte zwischen Weser und Lippe

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die Region zwischen Weser und Lippe ist reich an historischen Zeugnissen. Römer und Germanen, Sachsen und Franken hinterließen ihre Spuren und machten die Region zu einer geschichtsträchtigen Landschaft. Ferdinand von Fürstenberg, der gelehrte Fürstbischof von Paderborn und Münster, ging diesen Spuren nach und schrieb 1669 das Buch Monumenta Paderbornensia: Denkmale des Paderborner Landes. Hierin setzt Ferdinand 24 Orten, Landschaften und Ereignissen ein literarisches Denkmal und beschreibt ihre besondere Geschichte. Erinnerung sollte so dauerhaft gestiftet und eine „Fackel für die Ewigkeit“ entzündet werden.

Das Stadtmuseum Paderborn widmet sich sieben Erinnerungsorten, die Ferdinand von Fürstenberg in seiner Monumenta beschrieben hat: der Familie von Fürstenberg, den Quellen von Pader, Ems und Lippe, der Sennelandschaft sowie dem Römerlager Aliso bzw. der Varusschlacht. Die Ausstellung gibt Einblick in die Geschichte dieser Orte und fragt nach ihrem Bedeutungswandel bis in die heutige Zeit. Mitmachstationen laden ein, sich aktiv mit den originalen Ausstellungsexponaten auseinander zu setzen.

 

30. April 2022|

Sommerstudienfahrt 2022: An Saale und Unstrut mit allen Sinnen aufnehmen und genießen

Das Reiseziel der gemeinsamen Sommerstudienfahrt ist vom 31. August 2022 bis 4. September 2022 das Saale-Unstrut Gebiet. Im Reisepreis inbegriffen sind alle Eintritts- und Führungskosten, Unterkunft- und Buskosten, zwei Mittagessen, sowie Trinkgelder. Reiseleitung: Marianne Moser und Walter Mayer

Wir weisen darauf hin, dass zum Antritt der Fahrt ein Impfnachweis oder Genesennachweis nach denn dann geltenden Regelungen vorzulegen ist.

Neuenburg an der Unstrut (Quelle: Wikipedia)

Die Region des Saale-Unstrut-Gebietes benennt sich nach den beiden größten Flüssen, die den Geo-Naturpark-Saale-Unstrut-Triasland durchfließen. Die „sächsische Saale“ entspringt in Oberfranken, bei Zell im Fichtelgebirge und mündet nach 413 Flusskilometern bei Barby in Sachsen-Anhalt in die Elbe (die „fränkische Saale“ dagegen entspringt in Unterfranken und mündet in den Main). Der Name leitet sich von „Salix“ = Weide ab. Die Unstrut bezieht sich in ihrem Namen (Sumpfdickicht) auf die Auenwälder an ihren Ufern. Sie entspringt im Eichsfeld, in Kefferhausen und mündet nach 190 km bei Naumburg in die Saale.

In den Flusstälern mit den Steilterrassen herrscht ein mildes Mikroklima. Die Böden aus Muschelkalk, Buntsandstein, Löß und Kupferschiefer geben den Weinen des nördlichsten Qualitätsweinbaugebietes Deutschlands mineralische Nuancen zum fruchtigen Bukett.

Das etwa 800 Hektar umfassende Weinbaugebiet liegt in den Bundesländern Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Die Süddeutsche Zeitung lobte im Januar 2020 die Region aufgrund der Vielfalt der Rebsorten und der innovativen jungen Winzer als „Wundertüte der deutschen Weinbaugebiete“ und „echte Entdeckung für Weinliebhaber“ (Patrick Hemminger: Saale-Unstrut: Eine echte Entdeckung für Weinliebhaber, sueddeutsche.de, aufgerufen am 31. Januar 2020).

Dem geht allerdings eine über 1000-jährige Tradition voraus. In einer Urkunde Kaiser Ottos III wird 998 der dortige Weinanbau erstmals erwähnt. Besonders im Kloster Sancta Maria Schulpforta widmeten sich die Zisterzienser der Weiterentwicklung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. In der Hochphase schätzt man die Weinanbaufläche im Saale-Unstrut Gebiet auf 10.000 ha, bevor ab dem 16. Jahrhundert eine Klimaverschlechterung eintrat und Missernten und Kriege hinzukamen. In der Folge wurden Flächen beispielsweise zum Kartoffelanbau genutzt. Die Reblaus brachte die Weinproduktion 1887 fast zum Erliegen, das Saale-Unstrut Gebiet wurde zum Reblaus-Seuchengebiet erklärt.

In der DDR überlebte der Weinbau zunächst nur durch Hobbywinzer, ab 1951 wurden alle Winzer gezwungen sich Agrargenossenschaften anzuschließen. Unbeliebt waren die Saale-Unstrut Weine in den 1980er Jahren da sie als zu trocken empfunden wurden und der Massengeschmack liebliche Sorten bevorzugte. Im Eiswinter 1986/87 erfroren 40 % der Rebstöcke, in der DDR war kaum Ersatz zu bekommen. Deshalb pflanzten die Winzer alles durcheinander an, was sie von Reisen mitbringen konnten. Daher kommt heute die manchmal sehr bunte Mischung in den Weinbergen zustande. Die Wende „überlebt“ hat, als ehemals volkseigener Betrieb, die aus dem 19. Jahrhundert stammende Sektkellerei „Rotkäppchen“ in Freyburg, die später mit der Sektkellerei „Mumm“ und “Chantré“ fusionierte. Schulpforta wurde nach der Aufhebung des Klosters zum Besitztum der sächsischen Herrscher. Über die VEB Weinbau Naumburg zum Landesweingut des Landes Sachsen-Anhalt mündete seine Geschichte schließlich 2008 in die Umwandlung in eine GmbH.

Natürlich ist nicht nur der Weinbau von Interesse auch wenn er mit der Geschichte der Region verwoben ist. Bereits in der Jungsteinzeit waren Kenntnisse der Jahreszeiten wichtig geworden, da man vom reinen Jagen und Sammeln zum Ackerbau übergegangen war. Die 7000 Jahre alte Kreisgrabenanlage bei Goseck wird als Sonnenobservatorium zur Bestimmung der Sonnenwenden gedeutet.

Kreisgrabenanlage bei Goseck (Quelle: Wikipedia)

Wesentlich bekannter ist die „Himmelsscheibe von Nebra“, auf der in der Frühbronzezeit Konstellationen von Sonne, Mond und Sternen verewigt wurden.

Im Mittelalter geschah ein bedeutender Umbruch als Karl der Große 780 bis an die Elbe vordrang und die Sachsen missionierte. Bis heute geprägt ist das Saale-Unstrut Gebiet durch die Ottonen. Es entstanden u.a. die Pfalzen Merseburg und Memleben, die Bistümer Zeitz und Merseburg. König Otto (962 als Otto I zum Kaiser gewählt) machte Magdeburg zu seiner Lieblingsresidenz. Nachdem er 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld die Ungarn besiegt hatte, löste er ein Gelübde ein und Magdeburg wurde 968 neben Trier, Köln, Mainz und Salzburg zum fünften Erzbistum. Durch die vielen Klostergründungen wurden die Landwirtschaft und der Weinbau systematisiert und modernisiert. Da die Saale auch Grenzfluss zu den heidnischen Slawen war, entstanden an ihrem Ufer zahlreiche Burgen.

Es gibt also viel zu sehen, lernen und schmecken in der Region. Die derzeitige weltpolitische und pandemische Lage macht es nicht leicht, eine Reise für den Herbst zu planen. Viele touristische Ziele geben derzeit keine genauen Auskünfte zu Führungsmöglichkeiten und Öffnungszeiten. Das vorgestellte Programm kann daher nur einen angestrebten Ablauf skizzieren. Wir bemühen uns, die Kosten so exakt wie möglich zu ermitteln. Wenn Sie sich für die Reise anmelden möchten, bekommen Sie vor der Fahrt einen detaillierten Reiseplan zugeschickt. 2021 hatten wir zumindest was Corona betrifft mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen und mussten während der Fahrt stets flexibel sein. Dennoch empfanden Viele die Reise auf die Schwäbische Alb als Befreiung aus der häuslichen Isolation und als ein schönes und unvergessliches Erlebnis. Die Gruppe wohnt im Hotel garni „Stadt Naumburg“ am Rande der Altstadt.

Naumburg

Die Anfänge der Stadt entstanden, als an der Mündung der Unstrut in die Saale und dem Kreuzungspunkt wichtiger Handelsstraßen im 11. Jahrhundert eine Burg und eine Propstei gebaut wurden. Nachdem Papst Johannes XIX im Jahr 1028/29 der Verlegung des Bischofssitzes von Zeitz nach Naumburg zustimmte, wuchs die Stadt an Bedeutung. Der romanische Dom konnte bei Ausgrabungen unter dem stehenden Bau nachgewiesen werden. Der heutige Kirchenbau wurde 1210 begonnen und 1242 geweiht. Es handelt sich um eine gewölbte Bündelpfeiler-Basilika mit Ostchor, Ostquerschiff und ausgeschiedener Vierung sowie einer dreiteiligen Krypta. Die Steinmetzarbeiten verraten Beziehungen zu Amiens und Reims. Die lebensgroßen Stifterfiguren mit ihren individuellen Zügen sind der bekannteste Anziehungspunkt des Baus, der 2018 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde. Die Stadt entwickelte sich in zwei getrennten, heute noch am Straßenverlauf ablesbaren Zentren, der Domfreiheit und der Marktsiedlung. Sie wurde zum Messezentrum und hatte ein Monopol für den Export der Farbpflanze Waid. Nach der Reformation und den Wirren des 30-jährigen Krieges verlor Naumburg an Bedeutung und wurde zur beschaulichen Beamten- und Pensionärsstadt.

Weißenfels

Das Museum im Schloss beherbergt u.a. die historische Schuhsammlung der ehemaligen DDR.Von der Mitte des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts war Weißenfels die Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Weißenfels. Aus dieser Zeit stammt das frühbarocke Schloss Neu-Augustusburg mit seiner Schlosskirche St. Trinitatis.

Schulpforta

Das Kloster claustrum apud Portam oder Sanctae Mariae ad Portam wurde 1137 von Bischof Udo I. von Naumburg gegründet. Die Zisterziensermönche kultivierten das Land um das Kloster und machten es so zu einem der reichsten Klöster Ostthüringens. Die Abteikirche (1137-1150) war ursprünglich eine kreuzförmige romanische Pfeilerbasilika mit einer flachen Balkendecke. Für den gotischen Neubau ab 1251 wurden die Schiffe verlängert und ein Kreuzrippengewölbe eingezogen.Nach der Aufhebung der Zisterzienserabtei im Jahr 1540 gründete der sächsische Herzog Moritz dort am 21. Mai 1543 eine der drei sächsischen Fürstenschulen. Noch heute wird das ehemalige Kloster als Schule zur Begabtenförderung genutzt.

Arche Nebra

Ähnlich dem Museum Keltenwelt am Glauberg schufen Architekten auch am Fundplatz der Himmelsscheibe von Nebra 2007 einen spektakulären Museumsbau. Die im Durchmesser 32 cm messende und 2 kg schwere Scheibe aus der Frühbronzezeit gilt als bisher älteste bekannte konkrete Himmelsdarstellung. Seit 2013 gehört die Himmelsscheibe von Nebra zum UNESCO-Weltdokumentenerbe in Deutschland.

Bei einer Führung kann man alles zum Objekt und dem Krimi seiner Inbesitznahme erfahren.

 

Programm:

Mi 31.08.22 

Abfahrt um 7.30:  SchützenplatzParkplatz am Fürstenweg

vormittags: Kyffhäuser, Führung und Mittagsimbiss

nachmittags: Einchecken im Hotel Stadt, Naumburg: Dom- und Stadtführung, Gemeinsames Abendessen im Braugasthaus

Do 01.09.22

Abfahrt Hotel um 8.15 Uhr

vormittags: Weißenfels –  Stadt, Schloss- und Museumsführung,  Goseck: Mittagsimbiss im Schloss, Kreisgrabenanlage Goseck Besichtigung im Infozentrum und auf dem Freigelände

nachmittags: Neuenburg – Burgführung, Freyburg: Stadtführung, Weinprobe und Brotzeit in einer Straußwirtschaft

Fr 02.09.22

Abfahrt Hotel um 9.15 Uhr

vormittags: Arche Nebra – Führung, Präsentation und Fundort

Memleben: Mittagsimbiss

nachmittags: Memleben – Klosterführung, Querfurt: Burgführung, Abendessen in Naumburg in Eigenregie

Sa 03.09.22

vormittags: Freizeit

mittags: Orgelkonzert an der Hildebrandt-Orgel in der Stadtkirche St. Wenzel

Rudelsburg: Mittagessen

nachmittags: Bad Kösen – Führung im romanischen Haus mit Käthe-Kruse-Puppenmuseum, Kloster Schulpforta: Führung mit Weinverkostung, gemeinsames Abendessen im Fischhaus

So 04.09.22

Abfahrt Hotel um 8.00 Uhr

vormittags: Zeitz – wahlweise Stadtführung oder im „unterirdischen Zeitz“ (nur für gute Fußgänger mit festem Schuhwerk geeignet),

Erfurt: Führung alte Synagoge und Mikwe,  Mittagessen im „Augustiner an der Krämerbrücke“

nachmittags: Freizeit bis 15 Uhr und kurze Rast am Grabhügel Leubingen

Ankunft Paderborn um ca. 20.00 Uhr

Wir weisen Sie darauf hin, dass die Anmeldungen in jedem Fall verbindlich sind und empfehlen sicherheitshalber eine private Reiserücktrittsversicherung! Die Sommerstudienfahrt ist ein gemeinsames Projekt des Förderkreises Historischer Museen in Paderborn-Schloß Neuhaus und des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Paderborn.

Übernachtung im Einzelzimmer: 760 € bis 30 Personen, 690 € bis 40 Personen.

Übernachtung im Doppelzimmer (Preis pro Person): 680 € bis 30 Personen, 620 € bis 40 Personen.

Anmeldungen nur schriftlich mit dem Anmeldeformular auf den letzten Seiten beim Altertumsverein, Pontanusstr. 55 (Stadt- und Kreisarchiv), 33102 Paderborn, bis Mittwoch, 15. Juni 2022.

 

16. April 2022|

Tagung: 1200 Jahre Kosmos Corvey

Vom 18. bis 20. Mai 2022 findet in Höxter und Corvey die Tagung „1200 Jahre Kosmos Corvey. Monastische Kultur, frühe Stadt und europäische Verflechtung“ statt. Die Historische Kommission für Westfalen und der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens laden Sie herzlich zu dieser Veranstaltung ein. Anlass der Tagung ist der vor 1200 Jahren getroffene Beschluss der Mönche von „Nova Corbeia“ im Jahr 822, ihren Konvent an den heutigen Standort vor den Toren der späteren Stadt Höxter zu verlegen. Die Tagung ist damit zugleich der Auftakt zum Jubiläumsjahr vor Ort.

Corvey - Westwerk und Westfassade

Corvey – Westwerk und Westfassade (Bildquelle: Wikipedia)

Nicht erst seit der Verleihung des Weltkulturerbe-Status 2014 steht Corvey im Mittelpunkt des Interesses. Seit über hundert Jahren stehen das Kloster und die Stadt im Fokus der Archäologie, der Bauforschung, der Denkmalpflege und der Geschichtswissenschaft. Und noch immer gibt es viel Neues zu berichten, wie die vielfältigen Vorträge der Tagung zeigen sollen. Die LWL-Archäologie hat erste Ergebnisse einer neuen Prospektion der Stadt Corvey zu bieten. Die Bauforschung untersucht nicht nur weiter das Westwerk, sie geht auch den Raum- und Sichtbeziehungen im unmittelbaren Umfeld von Corvey nach. Corvey hat nicht nur die umgebende Klosterlandschaft entscheidend geprägt und wurde umgekehrt von der Umgebung geprägt. Über die christliche Mission und die Verbreitung seiner Patrozinien und Handschriften ist das Kloster in europäische Kontexte eingebunden. Wenig erforscht ist bisher auch die Wirtschaftsgeschichte des Klosters. Sie wird ebenso Thema sein wie die Auseinandersetzung zwischen dem Bistum Paderborn und dem auf seine exemte Stellung pochenden Kloster.

Die Tagung sollte bereits im April 2020 stattfinden, aus bekannten Gründen musste sie kurzfristig abgesagt werden. Erfreulicherweise ist es gelungen, alle Referentinnen und Referenten für den neuen Termin zu verpflichten, so dass die Tagung wie geplant – lediglich in etwas geänderter Reihenfolge – stattfinden kann. Hier finden Sie das Tagungsprogramm.

Um eine Anmeldung per Mail oder Post wird bis zum 9. Mai 2022 gebeten. Für Rückfragen steht Ihnen die Geschäftsstelle der Historischen Kommission gern zur Verfügung.

(mehr …)

14. April 2022|

50 Jahre Universität Paderborn – Ringvorlesung

Plakat Ringvorlesung

Programm der Ringvorlesung

Im August 1972 eröffnete die sozialliberale Landesregierung in NRW – allen voran der damalige SPD-Wissenschaftsminister Johannes Rau – in einem einwöchigen Festakt-Marathon die fünf neu geschaffenen Gesamthochschulen in Duisburg, Essen, Siegen, Paderborn und Wuppertal. Die hochschulreformerischen Projekte sollten praxisorientierte, integrierte Studiengänge bieten und gesellschaftliche Chancengleichheit über einen verbesserten Zugang zur Ressource Bildung herstellen. Zudem galten sie als zukunftsweisender Standortfaktor für bis dahin strukturell benachteiligte Gebiete in der Provinz.

Die Universität Paderborn bietet zum Jubiläum im Sommersemester 2022 eine Ringvorlesung an: Die Vorlesung widmet sich in unterschiedlichen Perspektiven der institutionellen Geschichte der Universität Paderborn sowie ihrer Verankerung in Stadt und Region. Zugleich möchte sie eine Bestandsaufnahme der jüngsten hochschulpolitischen Entwicklungen in der Bundesrepublik leisten.

Jeden Mittwoch von 18:00 bis 19:30 | Die Ringvorlesung im Hörsaal O1 (Pohlweg) richtet sich ausdrücklich an alle interessierten Personen.

Veranstaltungs-Plakat

11. März 2022|

Teufelskinder in Fürstenberg – Altertumsverein zeichnet Forschungsarbeit über Hexenverfolgung aus

Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis geht an Dr. Sarah Masiak

Gab es in der Frühen Neuzeit Hexen? Diese ebenso schlichte wie provokante Frage, welche von aufgeklärten Zeitgenossen heute mitleidig verneint wird, hat sich die Historikerin Dr. Sarah Masiak bei ihrem Dissertationsvorhaben gestellt. Die Wissenschaftlerin untersuchte die besondere Wirkung eines gesellschaftlichen Stigmas am Beispiel der fürstenbergischen Hexenverfolgungen im Hochstift Paderborn (1601-1702). In ihrer Feldstudie beleuchtete sie das Phänomen sogenannter „Teufelskinder“ erstmals multiperspektivisch. Dabei geht es um Angehörige einer lokalen „Hexensippe“, deren Existenz sich im 1300-Seelenort Fürstenberg über fünf Generationen nachweisen lässt. Ihre vermeintliche Abstammung von „Hexenart“ führte nicht nur zur gesellschaftlichen Ausgrenzung und massiver Verfolgung, sondern schuf auch einen ganz eigenen sozialpsychologischen Teufelskreis: Förmlich gezwungen, sich stets mit dem attribuierten Hexenimage auseinanderzusetzen, nahmen einige Teufelskinder ihr Label als „Hexe“ an. Das Ergebnis von Zuschreibung und Verinnerlichung war fatal: Nicht weniger als neun Familien standen teilweise über fünf Generationen immer wieder vor Gericht, angeklagt, mit dem „Hexenblut“ infiziert zu sein.

Für ihre herausragende Forschungsarbeit unter dem Titel „Deüffelskinder“ erhielt Dr. Sarah Masiak nun auf dem Schloss in Fürstenberg den Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis des Paderborner Altertumsvereins. „Das wissenschaftliche Verdienst von Frau Masiaks akribischer Quellenarbeit liegt primär darin, diesen Weg des „Hexenmachens“ durch mehrfachen Perspektivwechsel erstmals kritisch, kenntnisreich und scharfsinnig nachzeichnen zu können. Dabei konfiguriert die Verfasserin ihr Methodenset stets neu: Neben dem Instrumentarium der Historischen Kriminologie greift die Arbeit interdisziplinäre Ansätze aus der Neuen Devianzforschung oder der Sozialpsychologie auf. Erst durch diesen innovativen Methodenmix gelingt es, vereinfachende Täter-Opfer-Stereotype aufzubrechen. Die Arbeit von Frau Masiak bietet eine ebenso kenntnis- wie faktenreiche Mikrogeschichte, deren Erkenntnisse und Methoden weit über die Region hinausreichen dürften“, betonte der Laudator der Preisträgerin Prof. Michael Ströhmer. Die Forschungsarbeit von Dr. Masiak ist unter dem Titel Teufelskinder. Hexenverfolgung und gesellschaftliche Stigmatisierung im Hochstift Paderborn (1601-1703) im Buchhandel erhältlich.

Über den Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis

Der Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis wird vom Paderborner Altertumsverein seit 1991 für Arbeiten junger Historiker zur Geschichte Ost- und Südwestfalens ausgelobt. Der Preis ist mit einem Preisgeld von 2.500 Euro dotiert.

Bildzeile: Freude über eine herausragende Forschungsarbeit: Antonie Gräfin von Westphalen, Prof. Michael Ströhmer, Dr. Sarah Masiak, Matthias Graf von Westphalen und Dr. Andreas Neuwöhner auf Schloss Fürstenberg. (v. l.)

30. August 2021|

Leben am Hof zu Neuhaus – Biografische Skizzen zur Hofkultur einer fürstbischöflichen Residenz

In der Reihe Studien und Quellen zur Westfälischen Geschichte ist unter dem Titel „Leben am Hof zu Neuhaus“ ein neuer Band erschienen: Die Kulturgeschichte des fürstbischöflichen Hofes in Neuhaus ist ein bislang wenig beachtetes Thema. Zu Unrecht. Vor allem die internationalen Beziehungen des Hofes auch jenseits der konfessionellen Grenzen verdeutlichen, dass Neuhaus in der Frühen Neuzeit ein Zentrum für Künstler und Gelehrte war. Der biographische Zugriff stellt die Akteure des fürstbischöflichen Hofes in den Mittelpunkt. Ihre personalen Netzwerke verbanden die höfische Kultur in Neuhaus mit den Höfen des Alten Reichs und vor allem mit Italien. Im Zentrum des Bandes stehen die Künstler, Gelehrten und Mitglieder des Hofstaates, die mit ihrer Tätigkeit die Kultur des Hofes prägten. Ihr Bezug zu Neuhaus und ihr Beitrag zur Gestaltung des Neuhäuser Hoflebens werden herausgearbeitet und so ein Einblick in den Alltag der fürstbischöflichen Residenz ermöglicht. Damit ist der Band auch für ein breites Publikum von Interesse. Das Buch ist reich bebildert und über ein Ortsregister erschlossen. Über die Herausgeber: Andreas Neuwöhner ist promovierter Historiker und Direktor des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn. Zudem ist er Verwaltungsrat im Museumsdienst der Stadt Paderborn. Lars Wolfram ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistent am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Paderborn.

Schloß Neuhaus (Winterbild) | Tourist Information Paderborn

Schloß Neuhaus, ehemals Sitz der Fürstbischöfe, gehört zu den frühen Bauten der Weserrenaissance.

Die ehemalige Fürstbischöfliche Residenz Schloß Neuhaus gehörte zu den bedeutendsten Wasserschlössern Westfalens. In seinen Ursprüngen geht das Schloss auf das 14. Jahrhundert zurück. Zur heutigen Vierflügelanlage mit runden Ecktürmen und Gräfte baute man es jedoch erst im 16. Jahrhundert aus. Schloß Neuhaus zählt somit zu den Frühwerken und somit zu den wichtigsten Beispielen der Weserrenaissance. Bis 1802 war Schloß Neuhaus Residenz der Paderborner Fürstbischöfe. Im historischen Remter und den Repräsentationsräumen des Schlosses befindet sich heute das Residenzmuseum. Der barocke Marstall aus dem 18. Jahrhundert erhielt mit der Einrichtung der Museen für Naturkunde und Kunst eine neue Funktion. Das Schloss bildet mit seinen Nebengebäuden und Barockgarten den Mittelpunkt des Schloß- und Auenparks (Gelände der Landesgartenschau 1994), in dem von Mai bis Oktober der Schloßsommer mit einer Vielzahl kultureller Veranstaltungen stattfindet.

 

10. Februar 2021|

Meyerpreis 2019 für Forschungsarbeit über Friedrich Spee

Folter und Geständnis – Dr. Frank Sobiech erhält Auszeichnung für seine Habilitation.

Sein Denkmal steht auf dem Kamp in Paderborn vor seiner ehemaligen Wirkungsstätte: Seit vielen Jahrzehnten beschäftigen sich Historiker und Theologen mit dem Leben und Wirken des Jesuiten Friedrich Spee von Langenfeld. Er gilt bis heute als Kritiker der frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen. In seiner „Cautio Criminalis“ (1631) argumentierte Spee gegen die Folter, für eine generelle Unschuldsvermutung, Verteidigungsmöglichkeiten vor Gericht und unparteiische Richter. Damit formulierte er bis heute gültige Forderungen nach einer unabhängigen, menschenrechtlichen Prinzipien folgenden Justiz. Der Kirchenhistoriker Dr. Frank Sobiech, seit Oktober 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kirchengeschichte und Patrologie an der Theologischen Fakultät Paderborn, forscht seit Jahren in regionalen und überregionalen Archiven zu Friedrich Spee. Nun wurde er vom Altertumsverein Paderborn mit dem Meyerpreis für seine herausragende Habilitation ausgezeichnet. „Die herausragende Untersuchung über Friedrich Spee und die Gefängnisseelsorge der Jesuiten während der Hexenverfolgungen in Deutschland hat das Preisgericht überzeugt“, betonte Vereinsdirektor Dr. Andreas Neuwöhner bei der Preisverleihung, die im Erzbischöflichen Generalvikariat in Paderborn stattfand.

Auf der Grundlage neuer Quellen hat der neue Preisträger des Altertumsvereins nicht nur eine umfassende Biographie Friedrich Spees verfasst, sondern auch eine Werkgeschichte seiner Kampfschrift gegen die Hexenprozesse: „Frank Sobiechs Arbeit eröffnet für die historische Forschung völlig neue Perspektiven, da sie biografische Stationen von Spee konsequent und systematisch in die Geschichte des Jesuitenordens einbettet und seine Werke als Verarbeitung von Erfahrung deutet.“ Spee wird überzeugend als moderner „Empiriker“ dargestellt, der zeitgenössische theologische Positionen hinterfragte und durch kühle Beobachtung neue Erkenntnisse gewann. Dies gilt im Besonderen für die sein bedeutendstes Werk, die Cautio Criminalis, die ohne Berücksichtigung der beeindruckenden Erfahrungen in  der Gefängnisseelsorge nicht zu verstehen ist.

Der Preisträger stellte im Rahmen der Verleihung selbst einige Aspekte aus seiner Forschungsarbeit vor. Die Habilitationsschrift von Frank Sobiech ist in Rom in englischer Sprache erschienen. Sie trägt den Titel „Folter und Geständnis: Friedrich Spee SJ (1591-1635) in der Gesellschaft Jesu“. Die Monografie ist empfehlenswert für jeden, der sich mit Friedrich Spee, mit Gegenreformation, Konfessionalisierung, der Geschichte des Jesuitenordens und der Hexenverfolgung beschäftigen möchte.

Bildzeilen: Freude über eine herausragende Forschungsarbeit: (von links) Prälat Thomas Dornseifer, Preisträger Dr. Frank Sobiech, Dr. Andreas Neuwöhner und Dietrich Honervogt (stv. Bürgermeister) bei der Preisverleihung in den Räumen des mittelalterlichen Domklosters.

Über den Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis

Der Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis wird vom Paderborner Altertumsverein seit 1991 für Arbeiten junger Historiker zur Geschichte Ost- und Südwestfalens ausgelobt. Der Preis ist  mit einem Preisgeld von 2.500 Euro dotiert.

12. Dezember 2019|

Jäger und Beute – Jagdgemälde der Fürstenberg Stiftung Eggeringhausen

Barocke Tierdarstellungen von hoher Qualität sind ab dem 29. November im Residenzmuseum Schloß Neuhaus zu sehen. Sie stammen aus der Sammlung Fürstenberg und geben einen Einblick in die Ausstattung des Schlosses zur Zeit der Fürstbischöfe. Die Gemälde, frisch restauriert, werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Eine finanzielle Förderung des Landes NRW hat dies ermöglicht. Die Jagd war für die Residenz Neuhaus von zentraler Rolle. Die Jäger des Bischofs sorgten dafür, dass immer ausreichend Wildbrett für die fürstliche Tafel zur Verfügung stand. Darüber hinaus waren die Parforcejagden in der Senne ein gesellschaftliches Ereignis, das mit hohem Aufwand und zahlreichen Gästen begangen wurde.

Zur Ausstellungseröffnung laden wir Sie herzlich ein! Um 19.30 Uhr wird Dr. Silke Köhn die Gemälde kunsthistorisch einordnen. Das Embrassy Blechbläserensemble wird die Eröffnung musikalisch umrahmen. Ein Begleitband stellt die Gemälde und die benachbarten Jagdschlösser in der Senne vor. Der Eintritt zur Ausstellungseröffnung ist frei.

25. November 2019|

Nach dem Krieg – Sortir de la guerre

Ausstellungseröffnung | Freitag, 15.11.2019, 17 Uhr im Historischen Rathaus Paderborn / Le Mans & Paderborn | 1919-1930

Die Ausstellung wirft anhand von Bildern, Dokumenten und erläuternden Texten einen vergleichenden Blick auf Le Mans und Paderborn in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Für beide Städte ist dies eine Zeit großer Umbrüche. Der „Große Krieg“ hinterließ dauerhafte Spuren in beiden Städten. In Le Mans, das hinter der Front von Zerstörungen ver-schont blieb, zeichnete sich rasch ein Neubeginn ab, gestärkt durch das Gefühl des militärischen Sieges. In Paderborn blieb die wirtschaftliche und soziale Situation zunächst instabil. Deutschland war im November 1918 eine Republik geworden und das politische Leben musste sich neu ordnen. Wie entwickelten sich die beiden Städte in einer Zeit, die von Trauer, Hoffnung und großer Unsicherheit geprägt war? Wie lebten die Bevölkerungen von Le Mans und Paderborn zwischen Rachegefühlen und dem Wunsch nach Frieden und Annäherung?

Eine zweisprachige deutsch-französische Ausstellung der Universität Paderborn, der Le Mans Université, des Stadtmuseums Paderborn, des Stadt- und Kreisarchivs Paderborn und der Archives municipales du Mans.

Zur Ausstellungseröffnung wird herzlich eingeladen.

Die Ausstellung wird anschließend in der „Galerie Bilderbogen“ auf dem Bürgermeisterflur, Am Abdinghof 11, zu den regulären Öffnungszeiten der Stadtverwaltung zu sehen sein. Zur Ausstellung erscheint ein Begleitband als Band 13 der Reihe „Paderborn in historischen Fotografien“, der in der Tourist Information und im örtlichen Buchhandel zu bekommen ist.

Bildzeile: Massenveranstaltung auf dem Paderborner Rathausplatz 1918/19. Foto: Stadt- und Kreisarchiv Paderborn.

10. September 2019|

Vorstands und Beirat gewählt

Vorstand und Beiratsmitglieder des Altertumsvereins
freuen sich über eine gelungene Mitgliederversammlung in Minden.

Am 25. Mai 2019 tagten die Mitglieder des Altertumsvereins in Minden – der preußischen Garnisonsstadt. In diesem Jahr standen Wahlen zum Vorstand, Beirat und den weiteren Vereinsgremien auf dem Programm. Auf der Versammlung bedankte sich Direktor Dr. Andreas Neuwöhner bei den ausscheidenden Vorstands- und Beiratsmitgliedern, die sich über viele Jahre sich für den Verein engagiert haben.

Auch Vorstandsmitglied Dr. Rainer Decker hat aus Altersgründen die Redaktion der Westfälischen Zeitschrift abgegeben. Es ist seiner fachkundigen Arbeit zu verdanken, dass die WZ für die Forschung zur westfälischen Landesgeschichte heute unverzichtbar ist. Herzlichen Dank!

Vorstandsmitglieder

  • Vereinsdirektor: Dr. Andreas Neuwöhner
  • Stellv. Vereinsdirektor: Prof. Peter E. Fäßler
  • Geschäftsführer: Jonas Eberhardt
  • Schatzmeister: Franz-Josef Krüger
  • Schriftführerin: Marianne Witt-Stuhr
  • Redaktion WZ: Wilhelm Grabe
  • Studienfahrten: Marianne Moser

Beiratsmitglieder

  • Prof. Dr. Rüdiger Althaus (Domkapitel Paderborn, Theologische Fakultät),
  • Philipp Freiherr von Fürstenberg (Bank für Kirche und Caritas),
  • Prof. Dr. Michael Ströhmer (Uni Paderborn),
  • Michael Gosmann (Stadtarchiv Arnsberg),
  • Nicole Michaelis (Direktorin Theodorianum),
  • Kirsten John-Stucke, M.A. (Kreismuseum Wewelsburg),
  • Dr. Martin Kroker (Museum in der Kaiserpfalz),
  • Michael Koch (Stadtarchiv Höxter),
  • Roland Linde (Detmold),
  • Michael Pavlicic (Stadtarchiv Lippspringe),
  • Prof. Dr. Eva Maria Seng (Uni Paderborn),
  • Dr. Sven Spiong (LWL-Archäologie),
  • Wolfang Stüken (Paderborn),
  • Andreas Weiß, M.A. (Kreismuseum Wewelsburg),
  • Hans Jürgen Rade (Domvikar)

 

14. Mai 2019|
Nach oben